Spätestens seit "House of Cards" ist klar, dass die Streaminganbieter auch selber hervorragende Inhalte produzieren können.

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In immer mehr Haushalten werden die Videostreaming-Angebote von Amazon, Netflix und Co. eine Alternative oder gar ein Ersatz für konventionelles Fernsehprogramm. Sie begeistern mit einer großen Auswahl älterer und aktueller Serien und auch Filmen, die teilweise schon wenige Monate nach Kinostart verfügbar werden.

Der Erfolg hat freilich auch Nachahmer gefunden. Neben den beiden Marktführern tummeln sich zahlreiche kleinere Anbieter. Und diese dichte Konkurrenz am Markt ist bislang sehr vorteilhaft für die Kunden.

1. Größere Auswahl

Die Entscheidung, ob und welchem Streaminganbieter man monatlich Geld überweist, hängt natürlich davon ab, welche Inhalte geboten werden. Hier spielt nicht nur die Klasse eine Rolle. Wer nicht auf bestimmte Inhalte fixiert ist, freut sich über einen breit gefächerten Katalog. Dementsprechend führt Konkurrenz dazu, dass die Firmen auch versuchen, sich gegenseitig mit der größeren Auswahl zu überbieten.

2. Nischen werden attraktiv

Amazon und Netflix haben gezeigt, dass Videostreaming sehr gefragt ist. Abermillionen Kunden zahlen mittlerweile monatlich für ihr Angebot. Doch nicht jeder benötigt Zugang zu Filmen und Serien aller Art. Der Markt ist auch groß genug für Nischenanbieter.

Ein Beispiel ist etwa die Plattform "Shudder", deren Angebot sich speziell an Freunde von Horror- und Splatter-Filmen richtet. Sie startet am 31. Oktober, also pünktlich zu Halloween, auch in Deutschland und Österreich. Ein anderes Beispiel wäre Flimmit, hier liegt der Schwerpunkt auf deutschsprachigen Produktionen.

3. Mehr und bessere Eigenproduktionen

Nachdem man aufgrund der komplexen Urheberrechtslage nicht in jedem Land mit einem riesigen Angebot punkten kann, setzen die Anbieter auch verstärkt auf Exklusivität. Neben Sonderdeals mit Filmstudios spielen hier vor allem Eigenproduktionen eine immer größere Rolle, die man selbst weltweit anbieten kann.

Serien wie "House of Cards" und "Bosch" oder die Verwertung populärer Franchises in Produktionen wie "Daredevil" und "Fear The Walking Dead" zeigen, wohin der Weg geht. Mitunter gewinnen die Eigeninhalte auch schon renommierte Preise. So konnte Amazons Film "Manchester by the Sea" bei den letzten Academy Awards gleich zwei Oscars abräumen.

4. Neue Services

Die Konkurrenzsituation dürfte auf kurz oder lang auch dazu führen, dass die Streaming-Größen ihr Angebot um neue Dienste ergänzen. Amazon hat etwa Übertragungsrechte für einige NFL-Footballmatches erworben. Für die deutsche Bundesliga besitzt man in der angefangenen Saison auch Übertragungsrechte, allerdings nur für Ton und nicht für Bildmaterial.

Hulu wiederum ermöglicht US-Kunden mittlerweile die Durchschaltung von über 50 regulären Kabel-TV-Kanälen. Eine Erweiterung ist geplant. Netflix hat bislang noch keine Pläne in diese Richtung angekündigt.

Herausforderungen

In absehbarer Zukunft stehen die Streaminganbieter allerdings auch vor Herausforderungen. Denn mittlerweile tüfteln gleich mehrere Sender und Studios an eigenen Streamingdiensten, um ebenfalls vom wachsenden Streaming-Markt zu profitieren.

Das bedeutet für etablierte Anbieter mitunter den Wegfall liebgewonnener Inhalte. Spätestens 2019 dürfte etwa Disney sein eigenes Angebot auf den Markt bringen. Ab 2020 sind dann auf Netflix keine Disney-Filme mehr verfügbar. Hiervon betroffen sind auch "Star Wars"-Produktionen, die ebenfalls zum Bestand des renommierten US-Studios gehören. Unklar ist auch, was dann mit Netflix‘ Serienadaptionen zum Marvel-Superheldenuniversum geschieht. Denn auch der Comic-Riese ist Teil des Disney-Konzerns.

Auch der Kabelsender CBS hat mit "All Access" ein eigenes Streaming-Portal geschaffen. Er besitzt unter anderem die Serienrechte an der "Star Trek"-Reihe. Der Start der neuen Serie "Star Trek: Discovery" soll der Plattform zahlreiche neue Abonnenten gebracht haben. Schon länger mit einem eigenen Online-Angebot unterwegs ist HBO. Hier sind unter anderem "Westworld", "The Wire" und nicht zuletzt der Fantasy-Blockbuster "Game of Thrones" beheimatet. (gpi, 22.10.2017)