Kairo/Luxor – Nachrichten über Terroranschläge auf Sicherheitskräfte im Nordsinai sorgen in Ägypten kaum mehr für Aufsehen. Immer öfter sind aber auch Regionen weit ab von der Sinai-Halbinsel Schauplatz von Zusammenstößen mit Islamisten. Am Wochenende haben Militante das Feuer auf Sicherheitskräfte eröffnet, die in der westlichen Wüste eine Operation gegen ein vermutetes Versteck von Jihadisten geplant hatten. Noch bevor sie ihr Ziel 135 Kilometer südwestlich von Giza erreichten, wurden sie in stundenlange Schießereien verwickelt. Dabei starben auch Offiziere von Anti-Terror-Einheiten, die im Ausland ausgebildet wurden. Die Region der Oasen von Fayyoum und Bahariya ist auch bei in- und ausländischen Touristen ein beliebtes Ausflugsziel.

Nach einer Mitteilung des Innenministeriums wurden bei den Gefechten 16 Sicherheitskräfte getötet, 13 wurden verletzt. Zudem sollen 15 Terroristen getötet worden sein. Trotz Warnungen des Staatsinformationsdienstes blieben mehrere ägyptische Medien auch am Sonntag bei ihrer Version der Ereignisse, wonach über 50 Opfer aufseiten der ägyptischen Einheiten zu beklagen waren.

Als wahrscheinlichen Urheber machten mehrere ägyptische Sicherheitsexperten eine mit Al-Kaida verbundene Gruppierung unter einem ehemaligen Armeeoffizier aus, der enge Verbindungen zu den Trainingscamps der Jihadisten in der Region der libyschen Stadt Derna haben soll. Hisham Ashmawi soll auch für frühere Attacken in der Oase Farafra verantwortlich gewesen sein.

Ghaffar unter Druck

Der Überfall auf die Spezialeinheiten hat zu wütenden Kommentaren und Forderungen nach dem Rücktritt von Innenminister Magdy Abdel Ghaffar geführt. Ihm wird vorgeworfen, seine Geheimdienste hätten versagt, seien nicht im Bilde gewesen über Stärke und Bewaffnung der Terrorgruppen. Etwa 100 Jihadisten sollen sich in dieser unwegsamen Wüstengegend aufgehalten haben.

Ghaffar räumte am Sonntag ein, diese Organisationen, die den Staat zerstören wollten, hätten in letzter Zeit an Stärke zugelegt. Der Innenminister kommt immer stärker unter Druck, da er über alle Instrumente verfügt, die ihm der Ausnahmezustand einräumt. Präsident Abdelfattah al-Sisi hat vergangene Woche ein Dekret zur Verhängung des Ausnahmezustandes erlassen. Dies war nötig geworden, weil laut Verfassung der Ausnahmezustand eigentlich nur sechs Monate dauern darf. Er gilt seit den blutigen Anschlägen auf koptische Kirchen im April. (Astrid Frefel aus Kairo, 22.10.2017)