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Eine 25-jährige Angehörige der Rohingya trägt ihr Kind durch das Flüchtlingslager Kutupalong in der Nähe von Cox's Bazar in Bangladesch.

Foto: Reuters/HANNAH MCKAY

Genf/Rangun– Es ist ein Hoffnungsschimmer für hunderttausende verzweifelte Rohingya-Flüchtlinge in Bangladesch. Um ihre Not zu lindern, haben Regierungen und andere Geber der Uno Finanzzusagen in Höhe von umgerechnet knapp 290 Millionen Euro gemacht. UN-Nothilfekoordinator Mark Lowcock erklärte am Montag auf einer eintägigen Geberkonferenz in Genf, dass er mit weiteren Zusagen rechne. Auch hätten Regierungen Lieferungen von Hilfsgütern in Höhe von mehreren Millionen Euro in Aussicht gestellt. Das sei alles "sehr ermutigend", betonte Lowcock.

Seit dem 25. August sind nach Uno-Angaben rund 580.000 muslimische Rohingya aus dem vorwiegend buddhistischen Myanmar in das Nachbarland Bangladesch geflohen. Sechs von zehn Flüchtlingen sind jünger als 18 Jahre alt. Nach Angaben des Uno-Flüchtlingshochkommissariats (UNHCR) handelt es sich um einen der größten humanitären Notfälle weltweit.

Bald mehr als eine Million

Der Uno zufolge strömen täglich tausende Menschen über die Grenze in das bitterarme südostasiatische Land Bangladesch. Sie berichten von Mord und Totschlag und dem Abbrennen ihrer Dörfer. Die Uno spricht von ethnischen Säuberungen. Myanmar bestreitet das, räumt aber "Räumungsaktionen" ein, nachdem militante Rohingya Sicherheitsposten überfallen hatten. Im buddhistischen Myanmar wird die muslimische Minderheit seit Jahrzehnten verfolgt. Man müsse sich darauf einstellen, dass die Flüchtlingszahl bald eine Million überschreite, sagte der Generaldirektor der Organisation für Migration (IOM), William Lacy Swing, am Montag bei der Geberkonferenz in Genf.

EU gibt 30 Millionen US-Dollar

Die EU hat bei der Konferenz weitere 30 Millionen Euro Hilfe zugesagt. "Die Rohingya verdienen eine Zukunft", teilte der Kommissar für humanitäre Hilfe, Christos Stylianides, am Montag zum Auftakt der Geberkonferenz für die Rohingya in Genf mit.

"Wir haben die moralische Pflicht, ihnen Hoffnung zu geben." Die EU hatte bereits 21 Millionen Euro bereitgestellt.

Geldbedarf wird selten erreicht

Wie die OCHA-Statistik zeigt, kommt für Kriseneinsätze oft weniger als die Hälfte des nötigen Geldes zusammen. Im Februar fand eine Geberkonferenz für Kamerun, den Tschad, den Niger und Nigeria in Afrika statt, wo durch das Wüten der islamistischen Terrororganisation Boko Haram mehr als zehn Millionen Menschen Hilfe brauchen. Trotz der Konferenz wurde der Bedarf für die Länder Kamerun und Tschad, zusammen knapp 900 Millionen Dollar, bis heute nur zu einem Drittel gedeckt.

Bei der Geberkonferenz für den Jemen bezifferten die Vereinten Nationen den Bedarf im April auf 2,3 Milliarden Dollar. 56 Prozent sind nach OCHA-Angaben bisher eingetroffen. Auf einer Geberkonferenz für Syrien beantragten sie im April 3,3 Milliarden Dollar. 39 Prozent kamen bisher zusammen.

OCHA hat seit 2013 außer dieser neun Geberkonferenzen organisiert, darunter insgesamt fünf für Syrien. Für zahlreiche andere Krisen werden lediglich Spendenaufrufe veröffentlicht – ohne Geberkonferenz. "Sinn solcher Konferenzen ist es, die öffentliche Aufmerksamkeit zu einem kritischen Zeitpunkt auf eine Krise zu lenken", sagte OCHA-Sprecher Laerke. (jdh, APA, 23.10.2017)