"The Evil Within 2" ist ab 18 Jahren für PC, PS4 und Xbox One erschienen. UVP: 59,99 Euro.

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Als 2014 "The Evil Within" erschien, war die Freude unter Survival-Horror-Freunden groß: Shinji Mikami, bis 2004 Mastermind der "Resident Evil"-Reihe, versprach als Director der düsteren neuen Franchise einen frischen Blick auf altbekannte Spielmechaniken. Die Kritiker konnte der Japaner damit nur bedingt überzeugen; ein großer Wurf war das Spiel auch wegen technischer Stotterer bei den Portierungen dann nicht. Nun ist "The Evil Within 2" (Windows, PS4, Xbox One, 59,99 Euro) erschienen und entführt Spielerinnen und Spieler erneut in grotesk-albtraumhafte Horrorwelten.

Es ist nicht nötig, den Vorgänger noch im Kopf zu haben, denn selbst wenn sich die Handlung in Teil zwei fortsetzt, folgt man ihr auch ohne Kenntnis des ersten Teils ohne Probleme. Die Hauptfigur Sebastian Castellanos ist ein abgehalfterter Polizist, der erneut von einer geheimnisvollen Organisation ins Innere einer virtuellen Welt geschickt wird, um nach dem Rechten und seiner tot geglaubten Tochter zu sehen. So umständlich die Verknüpfung von Science-Fiction-Story und Horror auf den ersten Blick wirken mag, sie ist zumindest eine restplausible Folie, vor der sich in den etwa 15 Stunden Spielzeit eine absurd blutige Story entspinnen kann, in der Zombies, groteske Monster und viel "Body Horror" auf Spielerinnen und Spieler warten.

Wir spielen "The Evil Within 2": Verstörender geht's kaum
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Die Matrix als Albtraumvision

Castellanos findet sich nach kurzer Einleitung also in einer virtuellen Welt wieder, die sich von der intendierten Kleinstadtidylle zum von Monstern überlaufenen Albtraum verändert hat, in dem auch schon mal ganze Teile der Welt abbrechen und als Trümmer bedrohlich am Nachthimmel schweben. Die größte Neuerung nicht nur für die Serie, sondern fürs Survival-Horror-Genre an sich liegt in der Offenheit dieser Spielwelt, denn statt einer linearen Abfolge von Aufgaben gibt es sofort die große Bewegungsfreiheit. Nur ein Scanner zeigt die ungefähre Richtung der nächsten die Story vorantreibenden Örtlichkeiten. Der Weg – und so mancher Umweg – dorthin ist den Spielerinnen und Spielern in bester Open-World-Manier zur freien Entscheidung überlassen. An den größeren Locations und in den Verbindungsgängen dazischen spielt "The Evil Within 2" dann wieder auch klassisch linear seine Stärken als sorgfältig orchestrierter Horrorschocker aus.

In dieser Hinsicht – und auch im Design einzelner grotesker Horrorgestalten – erinnert "The Evil WIthin 2" an den großartigen zweiten Teil der "Silent Hill"-Reihe, allerdings geht es um einiges weiter – kein Wunder in Zeiten, in denen so gut wie jedes Spiel sich vom Erfolg diverser Open-World-Blockbuster inspirieren lässt. Wer Angst hat, dass die bis zum Verdruss altbekannten spielerischen Strickmuster von "Assassin’s Creed", "Far Cry" & Co nun dem Survival-Horror in die Quere kommen, wird überrascht sein: "The Evil Within 2" schafft es tatsächlich, die Offenheit des Leveldesigns mit Hochspannung und mal subtilem, mal brachialem Horror zu vereinen – keine kleine Leistung.

Open World ohne Rummelplatz-Flair

Hauptverantwortlich dafür ist zum einen die genreübliche Zerbrechlichkeit des Protagonisten, die gemeinsam mit ständigen Ressourcenmangel zum vorsichtigen Vorgehen zwingt, und zum anderen die clevere Gestaltung der Spielwelt. Wie in anderen Open-World-Spielen locken auch hier buchstäblich hinter jeder verschlossenen Tür abseits des Weges Ablenkungen von der Haupthandlung, doch präsentieren sie sich hier nicht als abzuhakende "Nebenmissionen", sondern vielmehr in Form von mal kleinen, mal größeren Horrorvignetten: Einmal verstören Flashbacks auf traumatische Ereignisse des Helden, dann stößt man bei der Suche nach Waffen auf unangenehme Überraschungen, ein anderes Mal zeugen nur mehr blutige Überreste vom Schicksal der menschlichen Bewohner.

Diese optionalen Nebenschauplätze fügen sich nicht nur beeindruckend in die Gesamtatmosphäre des Spiels ein, sondern nehmen der Offenheit die sonst in anderen Open-World-Spielen verlässlich drohende Rummelplatzhaftigkeit mit ihren endlosen, großteils willkürlichen Ablenkungsangeboten. Hier gibt es keine Minimap, die vor Beschäftigungsmöglichkeiten nur so blinkt und rattert: Die Subtilität der Orientierungshilfen und die detailreiche Gestaltung der Stadt lassen diese Welt nicht hinter einer To-do-Liste verschwinden.

Schleichen und Zittern

Natürlich lohnt sich auch aus spielerischen Gründen das genaue Absuchen der – im Vergleich zu anderen Open-World-Spielen kleinen, auf mehrere Areale aufgeteilten – Umgebung, denn zum Glück gibt es genügend, aber nicht exzessiv viel zum Einsammeln und Optimieren unserer Ausrüstung und unserer Spielfigur. Wer sich die Zeit nimmt, die Welt zu erforschen und genauer hinzusehen, kann auch dem Kampf gegen die gewohnt herausfordernden großen Bossmonster etwas entspannter ins Auge sehen – und so mancher ungeskriptete Moment auf der Suche nach Munition bleibt ebenso beeindruckend im Gedächtnis wie die Haupthandlung.

Einfach ist "The Evil Within 2" allerdings auch für vorsichtige Spielerinnen und Spieler nicht, auch wenn der Ausbau der Schleichfähigkeiten das Überleben nicht nur erleichtert, sondern auch spielerisch interessanter werden lässt. Die taktische Überwältigung der patrouillierenden Zombies aus dem Hinterhalt ist dem direkten Kampf sowohl wegen der körperlichen Unterlegenheit als auch chronischem Munitionsmangel stets vorzuziehen – genau das macht das Survival-Horror-Genre schließlich aus.

Die vorsichtigen Expeditionen zur Erforschung der Umgebung, in denen die Monster auf unserem Weg nacheinander überwunden werden, sind dabei ebenso adrenalintreibend wie die manchmal unvermeidlichen Feuergefechte, in denen neben Pistole und Schrotflinte auch ungewöhnlichere Werkzeuge wie elektrische Armbrustbolzen oder Sprengfallen zum Einsatz kommen. Gespeichert werden kann übrigens nur in sicheren Gebäuden, an denen sich auch Gegenstände craften und Fähigkeiten freischalten lassen.

Fazit

Unglaublich, aber wahr: Die Übernahme ausgewählter Open-World-Elemente hat "The Evil Within 2" – und dem klassischen Survival-Horror-Genre an sich – ausgesprochen gut getan. Dank gewohnt eindrücklicher Atmosphäre und detailreicher Gestaltung auch kleiner Nebenhandlungen zerfällt das albtraumhafte Abenteuer nicht in eine Unzahl von abzuhakenden Fleißaufgaben, sondern lässt tatsächlich Entdeckerdrang aufkommen – irgendwann war das ja wohl auch der Grundgedanke des Open-World-Genres.

Trotz seiner Offenheit bietet "The Evil Within 2" ein dichtes, hochspannendes und – Genrefans wissen um die positive Bedeutung des Begriffs – anstrengendes Horror-Erlebnis, das wegen seiner Designänderungen den Vorgänger in den Schatten stellt. Wer anlässlich der spielerischen Umbauten von "Resident Evil 7" nach einem klassischen Survival-Horror-Spiel sucht, macht mit einem Abstecher in die Horror-Matrix nichts verkehrt. (Rainer Sigl, 23.10.2017)

"The Evil Within 2" ist ab 18 Jahren für PC, PS4 und Xbox One erschienen. UVP: 59,99 Euro.