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Immer noch eingeparkt am Keflavik-Airport nahe Reykjavik.

Foto: Reuters

Berlin – Das Flugzeug der insolventen Air Berlin, das nach Düsseldorf soll, steckt weiter auf Island fest. "Das Flugzeug ist noch in Keflavik. Wir haben den Flughafen auch über das Wochenende aufgefordert, sein rechtswidriges Handeln umgehend zu beenden", sagte der Sprecher der Fluglinie, Ralf Kunkel, dem "Tagesspiegel".

Sämtliche seit der Insolvenzanmeldung am 15. August 2017 angefallenen Rechnungen seien pünktlich bezahlt worden. Man habe dem Flughafen zudem mehrfach mitgeteilt, dass er eventuell bestehende Forderungen für den Zeitraum davor aufgrund des geltenden Insolvenzrechts zur Insolvenztabelle anmelden müsse. "Das gegenwärtige Verhalten der Flughafengesellschaft ist klar rechtswidrig. Es ist nicht akzeptabel und geht zu Lasten der Passagiere der Air Berlin", erklärte Kunkel.

Der Betreiber des internationalen Flughafens Keflavik, Isavia, wirft Air Berlin vor, Flughafengebühren nicht gezahlt zu haben. Deshalb gab es keine Starterlaubnis für die Maschine nach Düsseldorf. Alle Passagiere des betroffenen Fliegers hatten laut Air Berlin trotz des Ausfalls noch in der Nacht zum Freitag Island verlassen können. Das Unternehmen hat seinen letzten Flug für den 27. Oktober angemeldet.

Desolate Lage

Die Fluggesellschaft ist indes ist im ersten Halbjahr noch tiefer in die roten Zahlen gerutscht. Das geht aus dem am Wochenende veröffentlichten Finanzbericht hervor. Demnach sind die Verluste in den ersten sechs Monaten auf fast 447,6 Mio. Euro gestiegen – gut 163 Millionen mehr als im Vorjahreszeitraum. Der Umsatz fiel zugleich von 1,7 auf rund 1,5 Mrd. Euro.

Air Berlin selbst relativiert die Aussagekraft des Zahlenwerks. "Mit den nachfolgenden Zahlen können wir nicht vorgeben, einen offenen und ehrlichen Blick auf die finanzielle Situation der Air-Berlin-Gruppe zu geben", heißt es. Der Bericht sei zu einem Zeitpunkt entstanden, als noch vom Fortbestand der Airline ausgegangen worden sei. Nach dem Insolvenzantrag im August habe sich aber eine völlig neue Ausgangslage ergeben. "Air Berlin PLC warnt jeden Leser dieses finanziellen Statements, sich auf irgendeine der finanziellen Informationen zu verlassen, die darin enthalten sind", schreibt Air Berlin.

Die Airline stellt am 27. Oktober den Flugverkehr ein, nachdem sie im August Insolvenz angemeldet hatte. Großaktionär Etihad wollte den Fortbestand des schon lange defizitären Unternehmens nicht weiter finanzieren.

Transfergesellschaft

Am Montag verhandeln mehrere deutsche Bundesländer über eine Auffanggesellschaft für Tausende Mitarbeiter der Airline. Laut dem Generalbevollmächtigten Frank Kebekus (in der Rheinischen Post vom Samstag) könnten in der Transfergesellschaft bis zu 4.000 Mitarbeiter Platz finden. Kebekus forderte Unterstützung von der Politik.

"Air Berlin selber kann die Transfergesellschaft nicht alleine finanzieren, also brauchen wir Hilfe von den betroffenen Ländern und vielleicht auch vom Bund. Es geht darum, dass die öffentliche Hand den Beitrag bezahlt, den wir nicht leisten können", sagte Kebekus.

Wie die "Bild"-Zeitung und die "B.Z." berichteten, will Air Berlin sich mit 10 Millionen Euro an der Transfergesellschaft beteiligen. Insgesamt schätze das Unternehmen den Bedarf auf bis zu 50 Millionen Euro, schrieben die Blätter unter Berufung auf einen Brief von Air Berlin an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU).

Demnach sollen sich die drei Länder entsprechend der dort beschäftigten Mitarbeiter an den Kosten beteiligen, solange es keine anderen Investoren gebe. Dem Bericht zufolge sind 47 Prozent der Air-Berlin-Mitarbeiter in Berlin beschäftigt, 41 Prozent in Nordrhein-Westfalen und 12 Prozent in Bayern. Der AUA-Mutterkonzern Lufthansa lehnt eine Beteiligung an der Auffanggesellschaft bisher ab. Der deutsche Marktführer übernimmt die Air-Berlin-Teile Niki und Luftfahrtgesellschaft Walter.

Die für das Wochenende erwartete Einigung zwischen Air Berlin und der britischen Billiglinie Easyjet über den Verkauf von etwa 25 Flugzeugen kam noch nicht zustande . Air-Berlin-Chef Thomas Winkelmann hatte aber betont, dass die Airline nun auch parallel Gespräche mit weiteren Bietern führen könnte, etwa dem Ferienflieger Condor. An diesem Dienstag tagt der Gläubigerausschuss.

Gehaltseinbußen

Falls eine Einigung auf eine Transfergesellschaft misslinge, müsse das Unternehmen Ende Oktober oder Anfang November Mitarbeiter entlassen, sagte Kebekus der "RP". "Wir würden dann circa 4.000 Kündigungen aussprechen."

Kebekus räumte ein, dass einige Piloten im Falle eines Wechsels von Air Berlin zu Eurowings deutliche Gehaltseinbußen hinnehmen müssten. "Ja, für manche Kapitäne aus früheren LTU-Zeiten sind die Einschnitte schon groß – aber bestimmte Gehälter sind eben nicht mehr marktgerecht", sagte er und betonte: "Aber insgesamt sind das faire Angebote." (APA, Reuters, red, 23.10.2017)