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Laut einer von der Stadt Wien beauftragten Studie unter 171 Teenagern gaben mehr als die Hälfte (52 Prozent) an, dass herabwürdigende oder beleidigende Foto-Kommentare häufig vorkämen – sowohl in Bezug auf Gewicht als auch in Hinsicht auf die Art der Selbstdarstellung.

Foto: AP /Paul Sakuma

Wien – "Das Gute am Bauch ist, jeder hat einen", sagt Alex, ein Mädchen mit vollen Locken und einem gewinnenden Lachen. Toni, die wie Alex ihre weiblichen Rundungen in Gymnastikgewand verpackt hat, stimmt ihr zu: "Genau, der Bauch ist ein tolles Projekt!" Später zeigen die beiden "Sit-ups mit Gewichten" vor, Letztere sind aus Schokolade.

Alex und Toni sind Darstellerinnen in dem Video Bauch, Beine, Pommes, das Teil einer Kampagne zur Stärkung des Körpergefühls von Mädchen ist. Sie nehmen mit Witz populäre Youtube-Channels selbsternannter Ernährungs- und Fitnessexpertinnen, genannt Lifestyle-Influencerinnen, auf die Schaufel.

Mit Witz gegen den Körperwahn

Man wolle "ohne moralischen Zeigefinger" und mit "Wiener Schmäh" gegen fragwürdige Schönheitsideale und Körpernormen ankämpfen, sagt Kristina Hametner, Leiterin des Wiener Programms für Frauengesundheit, am Montag bei der Präsentation des ersten von drei Clips mit Frauen- und Gesundheitsstadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ).

Laut dem Wiener Gleichstellungsmonitor 2016 bezeichnet nur die Hälfte der unter- und normalgewichtigen Mädchen den eigenen Körper als "gerade richtig", während sich 38 Prozent zu dick finden. 2015 waren laut Spitalsentlassungsstatistik allein in Wien 361 Mädchen und Frauen sowie 49 Buben und Männer aufgrund von Essstörungen in stationärer Behandlung. Besonders verstärkt werden gestörtes Essverhalten und Fitnesswahn durch soziale Medien wie Whatsapp, Facebook und Instagram, wo man sich in einer Welt geschönter Bilder selbst darstellt und gegenseitig bewertet. Im Frühling 2017 befragte das Gallup-Institut für das Wiener Programm für Frauengesundheit 171 Personen zwischen 15 und 19 Jahren, die in Wien zur Schule gehen, studieren, eine Lehre machen oder arbeiten, zu Bodyshaming und Social Media. Das Ergebnis: Mädchen posten zwar öfter Fotos von sich als Burschen, sind aber viel vorsichtiger dabei.

Der erste von drei Video-Clips, die im Zuge der Kampagne die Blogs sogenannter Lifestyle-Influencerinnen auf die Schaufel nehmen.
Bauch Beine Pommes

Zudem sind Mädchen weniger selbstbewusst: 80 Prozent der Burschen gaben an, eine positive Einstellung zu sich selbst zu haben, bei Mädchen waren es nur 66 Prozent. Und Mädchen werden schwerer getroffen von abschätzigen und sexistischen Kommentaren im Netz. Während 60 Prozent der jungen Männer angaben, negative Bewertungen würden sie nicht berühren, war das bei nur 28 Prozent der Mädchen der Fall.

Schon Zwölfjährige müssen gestärkt werden

Schönheitsideale und den Trend zur "Beautifizierung" habe es immer gegeben, sagt Beate Großegger vom Institut für Jugendkulturforschung. Dabei gibt es auch milieuabhängige Unterschiede. Schlankheits- und Sportwahn seien "eher Bildungsschichtsprobleme", also im AHS- und Hochschulbereich zu finden. Lehrlinge und Berufstätige seien "abgeklärter gegenüber Medienbildern". Hier wolle man zwar ebenfalls schlank sein, aber auch einen "vollen Busen haben", so Großegger. Nicht übersehen dürfe man übrigens das besonders sensible Alter der etwa Zwölfjährigen. Schon hier könne Empowerment, also die Stärkung der Mädchen, beginnen.

(Colette M. Schmidt, 24.10.2017)