Klassisches Motiv: Die Skyline von Valletta.

foto: thomas neuhold

Die britische Kolonialvergangenheit ist auf Malta allgegenwärtig.

foto: thomas neuhold

In der St. John's Ko-Kathedrale präsentieren sich Macht und Prunk des Malteser-Ordens.

foto: thomas neuhold

Modernes mitten im Weltkulturerbebezirk: Von Stararchitekt Renzo Piano entworfene Stiege unmittelbar neben neuem Stadttor und Parlamentsgebäude.

foto: thomas neuhold

Das offizielle Logo der Kulturhauptstadt 2018.

foto: valletta.org

Die Trinkstube heißt schlicht "The Pub" und liegt im Herzen Valettas. Wobei auf der knapp ein Kilometer langen und knapp 600 Meter breiten Halbinsel, auf der die UNSESCO-Weltkulturerbe-Stadt im 16. Jahrhundert im Auftrag des Johanniterordens erbaut wurde, alles irgendwie im Zentrum liegt. In der kaum 7.000 Einwohner zählenden Kleinstadt ist alles fußläufig erreichbar.

Im "The Pub" hat nicht nur der 1999 in Valletta verstorbene Schauspieler und Trunkenbold Oliver Reed angeblich seinen letzten Alkoholabsturz hingelegt, "The Pub" ist auch der Umschlagplatz für Tratsch und Klatsch britischer Touristen. Und derer gibt es in der erst seit 1964 unabhängigen ehemaligen britischen Kolonie einige.

Enge Gassen – steile Stiegen

Unter ihnen auch Frank. "So schlimm wie heuer war es in Valetta noch nie", stöhnt der ehemalige Soldat ihrer Majestät. Er komme seit 14 Jahren nach Malta, heuer habe er erstmals sein Domizil in den modernen Vorort von Valletta, nach Floriana, verlegt. Was Frank so nervt, sind die unzähligen Baustellen, die das Vorwärtskommen in den engen Gassen und über die steilen Stiegen tatsächlich oft etwas mühsam machen.

Die Straßen sind schachbrettartig angelegt, damit in der Sommerhitze der kühlende Meereswind ungehindert durchziehen kann. Das erleichtert Ortsfremden die Orientierung. Aber sie sind auch eng, um in den heißen Sommermonaten genügend Schatten von den Häusern zu erhalten. Eine Baustelle und schon muss man einen Umweg über die oftmals steilen Stiegen nehmen.

Bus statt Auto

Und Baustellen gibt es aktuell genug. Valletta ist 2018 gemeinsam mit dem niederländischen Leeuwarden europäische Kulturhauptstadt.

Das für Reisende auffallendste Großprojekt ist die Neugestaltung des Stadteinganges rund um den Triton-Brunnen. Hier an der dem Land zugewandten Festungsmauer findet sich auch der Bus-Bahnhof. Wer auch immer nach Malta reist: Auto ausleihen ist sinnlos, der öffentliche Busverkehr funktioniert. Um zwei Euro ist man für zwei Stunden dabei. Auf einer Insel die in etwa die Größe von Wien hat, reicht das für eine einfache Fahrt bis ans Inselende von Malta.

Und vieles – so auch die Neustadt Sliema – ist mit der Fähre näher. Die zweite größere Insel Gozo (sprich: Goso) ist ohnehin nur übers Wasser zu erreichen.

Mittelalterliche Filmkulisse

Gleich hinter dem Triton-Brunnen dann das bereits 2014 nach den Plänen des Stararchitekten Renzo Piano fertiggestellte neue Stadttor und das neue Parlamentsgebäude. Auch die Republic-Street erstrahlt bereits in neuem Glanz, sie stellt die Flaniermeile Vallettas dar. Flag-Ship-Stores internationaler Modeketten finden sich hier ebenso wie das mit dem Salzburger Tomaselli vergleichbare legendäre Cafe Cordina. Auch die St. John's Ko-Kathedrale, wo die bei uns als Malteser bekannten Johanniter ihre ganze Macht protzig demonstrieren, ist nur mehr auf einer Seite eingerüstet.

In den Seitengassen werken freilich noch die Baumaschinen. Die überdachte Markthalle soll 2018 frisch renoviert sein, im einst berüchtigten Rotlichtviertel Strait-Street entstehen jede Menge Bars und kleine Kunstläden. Wobei die Privaten mit den öffentlichen Bauboom nicht immer mithalten können. Gerade in den Seitengassen finden sich jede Menge blinde Fenster in Palazzi, die den Glanz früherer Zeiten nur erahnen lassen. Es ist ein Spaziergang mitten durch eine mittelalterlich anmutende Filmkulisse.

Szene wiederbelebt

Die Fülle von Kunstschätzen in der Hauptstadt, gepaart mit jahrtausendealten Zeugnissen menschlicher Besiedelung im Inselinneren, die Attraktivität der Küstenlandschaft sowie die Lage ziemlich genau in der Mitte des Mittelmeers haben Malta ein ganz besonderes Touristenproblem eingebracht. Tag für Tag werden – wie in Venedig oder im kroatischen Dubrovnik – tausende Menschen von teils monströsen Kreuzfahrtschiffen an Land gespült. Sie überschwemmen die kleine Altstadt und sind beim ersten Signal des Schiffshorns plötzlich wieder verschwunden.

Damit war Valletta jahrelang tagsüber völlig überlaufen und abends so gut wie ausgestorben. Das hat sich inzwischen gründlich geändert. Die Horden von den Kreuzfahrtschiffen kommen zwar immer noch, viele werden aber von den neuen Restaurants an der frisch sanierten Waterfront direkt am Großen Hafen bereits abgefangen. Und in der Innnenstadt reiht sich nun so wie in der Strait-Street Straßencafé an Straßencafé, die neuen Restaurants bieten teils hervorragende (Fisch-)gerichte. Übernachtet wird in kleinen Boutique-Hotels in ehemaligen Palazzi – nicht ganz billig, aber für zwei, drei Tage bieten sie feines Mittelalterfeeling. (Thomas Neuhold, 29.10.2017)