Schutz vor den kleinsten Feinden Hollywoods.

Foto: Viennale

"I don't think they're gonna take over Los Angeles." Die kalifornische Metropole ist also zum Glück nicht in Gefahr, doch solange dort Häuser aus Holz gebaut werden, muss man sie gegen den winzigen, aber unnachgiebigen Feind beständig verteidigen – Termiten.

In ihrem Langfilmdebüt Tarpaulins widmet sich die Wiener Filmemacherin und Künstlerin Lisa Truttmann den Auswirkungen der Abwehrmaßnahmen: Bunte, meist gestreifte Zelte werden à la Christo über ganze, teils mehrstöckige Häuser gestülpt, um anschließend die kleinen Zirkuszelten ähnelnden Gebäude vom Ungeziefer zu befreien.

Doch die titelgebenden Tarpaulins bilden nur einen von mehreren Erzählsträngen, die Truttmann souverän miteinander verwebt. Da gibt es selbstverständlich die Geschichte dieses sein Leben lang in kompletter Dunkelheit existierenden Insekts zu erzählen, während die mexikanischen Arbeiter auf den Leitern und Dächern selbst wie Ameisen wirken.

Anstelle von herkömmlichen Interviews lässt Truttmann unterschiedlichste Stimmen nur auf der Tonebene miteinander ins Gespräch kommen: Insektologe, Kammerjäger, Medienhistoriker, Städteplaner. Wie ein Chor geleiten uns ihre kurzen Erzählungen, Kommentare und Anekdoten durch diesen klug montierten Essayfilm, der immer wieder in spielerischer Form die Größenverhältnisse von Mensch und Insekt, von Stadt und Bau, von Haus und Kammer in Beziehung stellt.

So erinnert Tarpaulins selbst an einen Termitenfilm, wie der Essayist Manny Farber das Minoritäten-Kino beschrieb: angetrieben von der Neugierde sich immer neue Wege suchend. (pek, 25.10.2017)