Zafrana, Gorrión und Manuel (v. li.) haben noch einen weiten Weg vor sich. Holzbrücken, auf die der Esel partout nicht treten will, sind dabei noch das geringste Hindernis.

Foto: Viennale

Die Tochter macht sich Sorgen. "Du hast einen Esel und einen Hund. Das ist nicht gerade die sicherste Begleitung." Aber Manuel Molera ist 73 Jahre alt, hat also keine Ratschläge mehr nötig und schlägt diese deshalb in den Wind. Außerdem hat er mindestens so einen sturen Schädel wie Gorrión, sein alter Esel, mit dem er sein größtes Abenteuer plant. Er will den Trail of Tears nachwandern, jenen Weg, den die Cherokee im 19. Jahrhundert nahmen, als sie von den Weißen in den Westen vertrieben wurden.

Statt Tränen gibt es für Manuel zunächst aber einmal viel Schweiß. Das Laufband, auf das ihn der Arzt stellt, beweist ihm seine körperlichen Grenzen, da tauchen die Schwierigkeiten, die auf den andalusischen Bauern zukommen, gerade erst einmal am Horizont auf. Zum Beispiel die Frage: Wie bringt man einen Esel nach Amerika? Und der Hund muss natürlich auch mit.

Dass es sich beim Regisseur Chico Pereira um den Neffen Manuels handelt, erfährt man in Donkeyote erst relativ spät und ganz nebenbei. Dann nämlich, wenn sich der Onkel eines Morgens nicht mehr so recht von seinem Feldbett unter einem Baum erheben will. Da ist er schon auf dem Weg nach Sevilla, um über den Großen Teich überzusetzen. Die sechstausend Euro für den Transport von Gorrión hat er zwar nicht, aber Manuel nimmt auch dieses Problem wie seine Unternehmung lösungsorientiert in Angriff. Ein paar Brocken Englisch hat er mithilfe der Tochter am Laptop auch schon gelernt, und solange er noch in Spanien ist, findet er die Notrufnummern in seinem Mobiltelefon eingespeichert.

Donkeyote bricht wiederholt mit etwaigen romantischen Vorstellungen vom alten Mann auf großer Fahrt: Die Nachtruhe am Campingplatz lässt zu wünschen übrig, das Knie ist bald geschwollen, und über die Autostraßen donnern die Fernlaster.

Mit Erklärungen für diese merkwürdige Reise hält sich Donkeyote ebenso zurück wie mit Details über das Leben und die Vergangenheit seines eigensinnigen Protagonisten. Viel mehr interessiert sich Pereira für die Mühen und Hindernisse, die auf diesen Don Quichotte warten und dafür, wie eine Idee von der Realität überholt werden kann – nicht nur dann, wenn man so langsam unterwegs ist wie dieses Trio.

In diesem Sinne erweist sich Donkeyote auch weniger als Reiseerzählung über einen Unbelehrbaren, denn als Porträt eines Mannes, dessen ungewöhnliches Vorhaben ihn nicht dazu verleitet, den Boden unter den Füßen zu verlieren. Die Windmühlen des Quichotte mögen modernen Windrädern auf den Hügeln Andalusiens gewichen sein. Aber auch wenn das, was man dahinter findet, nicht die Erwartungen erfüllt: ein Esel, wer erst gar nicht versucht hat, sie zu überwinden. (Michael Pekler, 24.10.2017)