Ankara – Die Europäische Union ist nach Ansicht des türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdoğan auf eine Vollmitgliedschaft der Türkei angewiesen. "Ein Europa ohne eine Türkei führt zu Einsamkeit, Ausweglosigkeit und inneren Konflikten", sagte Erdoğan am Montag bei einer Rede in Ankara. "Die Türkei ist nicht abhängig von Europa, in Wahrheit ist es Europa, das abhängig ist."

Das "Rezept" gegen "immer chronischer werdende Probleme" in der EU sei eine Vollmitgliedschaft der Türkei, so der türkische Präsident. Man könne der Türkei jedoch nicht drohen, betonte Erdoğan: "Diejenigen, die glauben, dass sie uns mit Sanktionen in die Knie zwingen können, werden sehr bald einsehen, dass sie einen großen Irrtum begangen haben." Ende vergangene Woche hatte Erdoğan gesagt, er hoffe, dass die Beziehungen mit der EU einen "guten Ausgang" nehmen werden.

Kritik an Inhaftierungen

Die Beziehungen zwischen der EU und der Türkei haben sich vor allem nach dem Putschversuch vom Juli 2016 stark verschlechtert. Berlin kritisiert vor allem die Inhaftierung von elf Deutschen aus politischen Gründen. Darunter sind der "Welt"-Korrespondent Deniz Yücel, der Menschenrechtler Peter Steudtner und die Journalistin und Übersetzerin Mesale Tolu.

Die Türkei wiederum wirft Europa und vor allem Deutschland immer wieder die Unterstützung von Terrororganisationen wie der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) vor. (APA, 23.10.2017)