"Kein Zusatznutzen", lautete das Urteil des für die Bewertung von neuen Arzneimitteln zuständigen Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) für das Krebsmittel mit dem Wirkstoff Palbociclib. Einige Experten und Fachgesellschaften halten das neue Medikament dennoch für einen bedeutsamen Fortschritt.

Entscheidend für Frauen, die unter fortgeschrittenem Brustkrebs leiden, ist, ob sie durch das Medikament länger leben – und das bei einer möglichst hohen Lebensqualität. Ob das neue Medikament diesen Patientinnen ein längeres Leben ermöglicht, ist derzeit unklar. Das liegt vor allem daran, dass die maßgebliche Studie "Paloma 2" erst im November 2018 enden wird, so die Einschätzung von Experten.

"Ob Palbociclib ein längeres Leben ermöglicht, können wir derzeit noch nicht sagen", sagt auch Claudia Handl von Pfizer Österreich. Die unabhängige Arzneimittelplattform "Gute Pillen – schlechte Pillen" (GPSP) kritisiert aber, dass aktuelle Zahlen zum Überleben aus dieser Studie nicht vorgelegt wurden – mit dem Argument, diese Daten seien (noch) nicht zugänglich. Gleichzeitig wurden aber andere Auswertungen präsentiert, die sich ohne Kenntnis der Anzahl der bereits verstorbenen Frauen gar nicht berechnen lassen. Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) hat aus diesen Daten ermittelt, dass man derzeit von keiner längeren Überlebensdauer ausgehen kann, betonen die Experten von GPSP.

66.000 Euro pro Patientin und Jahr

Weder bei den Krankheitssymptomen noch bei der Lebensqualität lassen sich der Arzneimittelplattform zufolge Vorteile für Palbociclib erkennen. Schwere unerwünschte Wirkungen treten deutlich häufiger und früher auf als bei der Vergleichstherapie mit dem üblichen Wirkstoff Letrozol, moniert GPSP. "Nach unseren Erfahrungen können Ärzte und Patientinnen gemeinsam gut mit den Nebenwirkungen umgehen", argumentiert hingegen Pfizer Österreich.

"Wenn man bedenkt, dass Palbociclib über 66.000 Euro pro Patientin und Jahr kostet, ist das ziemlich viel Geld für einen fragwürdigen Zusatznutzen. Zumal das Medikament zusätzlich zu Letrozol verordnet wird. Letrozol alleine kostet gerade einmal 300 Euro", sagt Jörg Schaaber von GPSP.

Claudia Handl dazu: "Metastasierter Brustkrebs ist nicht heilbar. Patientinnen wünschen sich möglichst lange, bei guter Lebensqualität und ohne Tumorwachstum, ihren Alltag erleben zu dürfen. Palbociclib kann das Fortschreiten der Erkrankung maßgeblich verzögern. Im Vergleich zur Standardtherapie mit Letrozol wird die Zeitspanne, in der der Tumor nicht weiter wächst, verdoppelt. Tumorbedingte Schmerzen treten unter Palbociclib Therapie später und seltener auf." (red, 24.10.2017)