Regelmäßig kontrollieren, welche Schutzimpfung fehlt – das können Frauen auch mit ihrem Gynäkologen.

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Frauen sind oft die Impfpass-Checker in der Familie. Sie kümmern sich um ihre eigenen Impfungen, die der Kinder, oft auch um die des Partners oder der Eltern. Um sie in diesem Punkt noch besser zu informieren, hat die Österreichische Gesellschaft für Infektionen in Geburtshilfe und Gynäkologie (ESIDOG) einen Impfplan für Frauen erstellt.

Ansprechpartner Nummer eins sollen dafür die Gynäkologen sein, nicht nur wenn es um frauenspezifische Impfungen geht – ganz im Sinne der WHO, die empfiehlt, jeden Arztkontakt zu nutzen, um einen gemeinsamen Blick in den Impfpass zu werfen.

So sollen Gynäkologen ihre Patientinnen in Zukunft auch in puncto Impfungen für die Kinder beraten, sagt Elmar Joura von der Universitätsklinik für Frauenheilkunde. "Wir wollen die Gynäkologen breiter aufstellen, sie sollen die Vorsorgeärzte der Frauen werden", meint auch Herbert Kiss, Präsident der ESIDOG. Das sei auch deshalb wichtig, weiß Monika Redlberger-Fritz vom Zentrum für Virologie an der Med-Uni Wien, "weil junge Frauen oft nicht zum Allgemeinmediziner, aber regelmäßig zum Gynäkologen gehen."

Vor und während der Schwangerschaft

Jung oder alt, vor oder während der Schwangerschaft: Wenn es um Impfungen geht, gelten für Frauen in verschiedenen Lebensphasen unterschiedliche Voraussetzungen, auf sämtliche Kriterien geht der neue Frauen-Impfplan ein.

Die Tabelle zeigt an, welche Impfungen für Frauen in unterschiedlichem Alter empfohlen werden.
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Gerade aber Impfungen in der Schwangerschaft werden in der Medizin immer bedeutender, so die Experten. Kiss: "Etwa Pertussis (Keuchhusten, Anm.) wird bewusst in der Schwangerschaft geimpft, um das Kind zu schützen." Durch den so genannten Nestschutz werden Antikörper von der Mutter auf das Kind übertragen, es bleibt für etwa drei bis zwölf Monate geschützt.

HPV: 80 Prozent aller Männer und Frauen infizieren sich im Laufe ihres Lebens mit dem Humanen Papilloma Virus (HPV). Von den 120 verschiedenen Typen sind 14 krebserregend und werden durch sexuelle Kontakte übertragen. Ein 2015 zugelassener Impfstoff kann 90 Prozent aller durch das Virus verursachten Karzinome verhindern. Für Kinder zwischen neun und zwölf Jahren wird die Impfung im Zuge des Gratis-Kinderimpfprogrammes angeboten.

Die Durchimpfungsrate liegt derzeit bei 60 Prozent. "80 Prozent wären allerdings notwendig, um das Virus flächendeckend zu eliminieren", sagt Joura. Frauen und Mädchen, die bisher nicht geimpft wurden, wird geraten, das nachzuholen.

Ein neuer Test kann zudem mit einer 95-prozentigen Wahrscheinlichkeit vorhersagen, ob eine Krebsvorstufe vorliegt. Experten fordern daher, den bisherigen Pap-Test bei Frauen ab 30 durch ein HPV-Screening zu ersetzen.

Influenza: Eine Grippeinfektion in der Schwangerschaft ist besonders gefährlich, weil sich das Immunsystem der Frau in dieser Zeit verändert. Dadurch erkranken die Betroffenen schwerer, es kommt vermehrt zu Komplikationen, etwa zu Lungeninfektionen. "Das ist keine Theorie, solche Patientinnen sehen wir regelmäßig. Sie müssen dann Antibiotika nehmen, beatmet werden, leiden an schweren Lungenentzündungen – das alles endet oft in einer Frühgeburt", sagt Kiss. Die Influenzaimpfung wird daher in der Schwangerschaft und während des Stillens empfohlen.

Masern: 85 Masernfälle gab es im heurigen Jahr bereits in Österreich, in ganz Europa sind 30 Menschen an der vermeidbaren Infektion gestorben. Wie auch bei der Grippe, können Masern in der Schwangerschaft zu gefährlichen Komplikationen, Lungenentzündungen und letztendlich zu Frühgeburten führen. Zudem dauert es nach einer Infektion meist Jahre, bis das Immunsystem wieder aufgebaut ist. Masern-Viren zerstören B- und T-Gedächtniszellen.

Redlberger-Fritz kritisiert, dass Kinder zu spät geimpft werden: "Viele bekommen erst mit sechs Jahren die erste der zwei Teilimpfungen." Das kann vor allem bei unter Fünfjährigen schwere Folgen haben, etwa eine subakute sklerosierende Panenzephalitis (SSPE), die bei einem von 600 Erkrankten auftritt. Dabei zerstört der Virus über Jahre das Gehirn.

Während ein Grippekranker etwa eine bis vier Personen ansteckt, gibt ein Masernkranker die Infektion an durchschnittlich 18 weitere Menschen weiter. Aus diesem Grund wird die Nachholimpfung für alle Altersgruppe empfohlen, sie ist kostenfrei. (Bernadette Redl, 25.10.2017)