Im farcehaften "Grundriss" des Militärpanzers Leopard 2A7+ kann man Audiofragmente hören, die die schleichende Verwendung von Militärausdrücken in der Alltagssprache aufzeigen.

Foto: Günter Kresser

Innsbruck – Die erste von ihr selbst kuratierte Ausstellung der neuen Taxispalais-Leiterin Nina Tabassomi ist zugleich programmatisches Statement: Kunst ist Teil des gesellschaftspolitischen Diskurses und will diesen auf ihre Weise aufzeigen oder kommentieren.

Accentisms greift den politischen Aspekt von Akzenten, von Sprache überhaupt auf, ihre ambivalente Funktion der Zuschreibung von Identität und Herkunft. Die elf Künstlerinnen und Künstler aus Innsbruck, Wien, Beirut, Teheran, Berlin, New York und Tournai steuern Arbeiten bei, die das Thema anspruchsvoll und auf sehr unterschiedlichen Weise umkreisen; nicht immer einfach, da den roten Faden zu bewahren.

Der in Wien lebende Ulrich Nausner etwa lässt in seinen ironischen Projekten die Fachjargons von Rechts- und Bankenwesen ins Absurde kippen, wenn er über die Losungsworte von Sparbüchern Liebesgedichte in Umlauf bringt oder den Text eines Haftungsausschlusses von Amazon auf die Sichtbetonwand im Hof schreibt. Der jordanische Künstler Lawrence Abu Hamdan wiederum reagiert in seiner Arbeit Conflicted Phonemes auf Dialekttests, die zur Feststellung der regionalen Herkunft somalischer Flüchtlinge angewendet werden. Seine auch grafisch eindrucksvollen Kartografien visualisieren die Komplexität sprachlicher Verflechtungen und enttarnen die Methode als gänzlich unbrauchbar. Und das Künstlerduo Angel Nevarez und Valerie Tevere spielen ein mehrfaches Pingpong von Akzenten und deren Klischees, indem sie einen alpinen Jodler als Operngesang in die kalifornische Wüste transferieren. Weit weniger unbekümmert ist das Rufen im "Shouting Valley" auf den Golanhöhen – dort dient es nämlich der Verständigung getrennter Familien über die Grenze hinweg. (Nicola Weber, 25.10.2017)