Neu im Nationalrat: Hannes Amesbauer, Korporierter und Autor im rechten Magazin "Aula".

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Von Wien in den Bund: Maximilian Krauss wetterte gegen Ausländer und bekommt nun ein Mandat.

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Verharmloste das NS-Regime, aber das hat ihm nicht geschadet: Wolfgang Zanger.

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Von 38 auf 51 Mandate ist die FPÖ durch die Wahl gewachsen. Zwar ist die Mannschaft noch nicht ganz fix – wer die Blauen sind, die künftig als Volksvertreter ins Parlament geschickt werden, lässt sich trotzdem bereits skizzieren.

41 Prozent der blauen Parlamentarier werden deutschnationale Burschenschafter sein. Das hat Politikwissenschafter Bernhard Weidinger vom Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes ausgerechnet. Zum Vergleich: An der Gesamtbevölkerung Österreichs stellen die Burschenschafter maximal 0,05 Prozent, sie sind im blauen Klub also drastisch überrepräsentiert. Anders die Frauen. Die Hälfte der Bevölkerung bekommt im FPÖ-Klub nur neun von 51 Sitzen.

Völkischer Einfluss

Nie sei der Einfluss der Deutschnationalen in der FPÖ so groß gewesen wie heute, sagt Weidinger. Während sich die Blauen offiziell gegen Antisemitismus stellen, stärken sie in der Partei jene Kräfte, die sich einer völkisch-antisemitisch geprägten Ideologie verschreiben. Diese ist auch im Parteiprogramm wieder präsenter: Das unter Jörg Haider gestrichene Bekenntnis zur "deutschen Volks-, Sprach- und Kulturgemeinschaft" wurde in die neue, von Norbert Hofer verfasste Version wieder hineingenommen.

Einer der Neuen im Nationalrat ist Maximilian Krauss, derzeit noch Landtagsabgeordneter in Wien und Mitglied der Burschenschaft Aldania. Er wetterte nicht nur gegen Flüchtlinge, sondern auch gegen Österreicher mit "türkischem Blut".

Burschenschafter und ebenfalls neu ist der Steirer Hannes Amesbauer, der immer wieder als Autor in der rechtsextremen Zeitschrift "Aula" fungiert – die FPÖ pflegt enge Verbindungen zu dem Magazin, wie SOS Mitmensch in einem aktuellen Dossier darlegt.

Norbert Nemeth, bisher blauer Klubdirektor, gehört der Burschenschaft Olympia an, die Holocaustleugner und neonazistische Liedermacher zu sich einlädt – auch er soll künftig dem Nationalrat angehören. Mit dem Kärntner Christian Leyroutz dürfte nicht nur ein Mitglied der Innsbrucker Burschenschaft Suevia einziehen, sondern auch einer, gegen den die Staatsanwaltschaft in Zusammenhang mit einem Honorar der Klagenfurter Stadtwerke derzeit wegen Untreue ermittelt.

Neu im Klub ist Anwältin Susanne Fürst, sie sitzt für die FPÖ bereits im ORF-Publikumsrat und wettert gegen die "bescheuerte Willkommenskultur".

Kein Anschluss

Ein langjähriger Fixstarter im Klub ist Werner Neubauer. Der Verbindungsbruder der Gothia zu Meran setzt sich nicht nur für die Interessen der Senioren ein, sondern tritt zur Wahrung des "treudeutsch-österreichischen Grüßgott" auch gerne einmal bei einer "Anti-Minarett-Konferenz" beim deutschen Nachbarn auf. Im Jahr 2010 erklärte Neubauer den "lieben deutschen Landsleuten", in Österreich sei es "Sitte geworden, dass man diesen Gruß aus deutschen Schulen mittlerweile schon verbannt hat". Er sage das, "weil ich Deutscher bin".

Wolfgang Zanger, seit 2006 für die FPÖ im Parlament und fast ebenso lang Obmann der Mensur fechtenden Verbindung Corps Austria, trat mit einem Interview für den ORF-"Report" in Erscheinung, in dem er angab, "natürlich" hab es "gute Seiten am Nationalsozialismus gegeben". Österreich bezeichnete er dort lieber als Staat denn als Nation, sprach aber gerne vom "österreichischen Volk deutscher Herkunft". Doch man könne beruhigt sein: "Ich hab auch keinen Gedanken, da einen Anschluss durchzuführen, das interessiert mich überhaupt nicht."

Serientäter

Der Niederösterreicher Christian Höbart sorgte immer wieder mit Hasspostings für Aufsehen. Unter anderem veröffentlichte er im Frühjahr 2016 einen Kommentar, in dem er Bootsflüchtlinge verhöhnte. Weil das mitten im FPÖ-Bundespräsidenten-Wahlkampf war, brachte ihm das eine Ermahnung der Parteispitze ein.

Doch es geht weiter: Anfang Oktober forderte Höbart auf Facebook "Ausschaffungsinitiativen" für "diese ganzen kulturfremden, bildungsfernen und vom Islam 'entstellten' Typen". Seine Fans steigerten das zu Vergleichen mit einem "abscheulichen Virus" und forderten "das Exekutionsrecht" für "diese Kreaturen".

Weiter im Parlament vertreten sind Dagmar Belakowitsch-Jenewein, die 2009 Zuwanderer mit "Termiten" verglich. Auch Anneliese Kitzmüller, für die die Österreichische Landsmannschaft ein "untadeliger Verein" ist, hat wieder Platz im blauen Klub.

Alter Herr

Mit Martin Graf kehrt einer in den Nationalrat zurück, der als Alter Herr der Olympia eine prominente Figur der Burschenschafterszene ist. Die politischen Eckpunkte: einstiger Dritter Nationalratspräsident, Förderer von Personen mit rechtsradikalen Verbindungen im eigenen Büro, Initiator der rechten Onlineplattform unzensuriert.at.
(Karin Riss, Maria Sterkl, 25.10.2017)