Szene aus "Homo Digitalis – Upgrade für Dein Gehirn"

Foto: arte/br/orf

Die Zukunft ist sexy. Man darf sie sich neuerdings als kühle Blauhaarige vorstellen. Spacig türmt sich ihr üppiger Irokese in die Stirne vor, notdürftig halten rote Pflaster die Brustwarzen der Eva 2.0 bedeckt. Der Totenkopf einer Art Maus ziert das obere Ende des Arms, in den ihr weiter unten ein güldenes Kabel aus einem Handy pulsende Datenströme injiziert. Diese in sich aufnehmend, tropft der Nackten dezent die Ekstase aus dem Mundwinkel, während sie ihren Kopf ergeben in den Nacken sinken lässt.

So zeigt der zweite Teil der von ORF, Bayerischem Rundfunk und Arte produzierten Webserie Homo Digitalis: Die technologische Zukunft ist irgendwie auch weiblich, selbst wenn Frauen in Upgrade für Dein Gehirn bloß zweimal indirekt und anonym zu Wort kommen. Wie die sechs namentlich interviewten Männer sind aber ebenso sie mutmaßlich wissenschaftlich tätig.

Um das Kind nicht mit dem Bade auszuschütten: Homo Digitalis schafft auch bessere Geschlechterverhältnisse, etwa wenn es um Sexpuppen geht (Der digitale Höhepunkt). Die Episodenlänge von zehn Minuten bleibt dagegen sonst unerreicht. Abrufbar sind alle Folgen auf homodigitalis.tv und arte.tv

Das wiederholt im Futurelab der Linzer Ars Electronica zwecks Experimenten vorbeischauende Format macht neugierig, arbeitet zugleich allerdings leider an der Nichtüberforderung seiner Zuschauer.

Man erführe oft gerne Genaueres, als die flotten Infotainmentstichworte hergeben: über implantierte Erinnerungen, 3D-gedruckte Organe, per Gehirnströmen gesteuerte Drohnen. "Du kuckst auf 'ne Lampe, und das landet. Ey, das ist so krank", müsste dann nicht das letzte Wort der Moderatorin bleiben. (Michael Wurmitzer, 25.10.2017)