Schwechat – Das Flüchtlingsquartier am Flughafen Wien in Schwechat, bisher eine Unterkunft des Landes NÖ, wird mit 1. November vom Bund übernommen. Künftig sollen dort freiwillige Rückkehrer kurz vor ihrem Abflug Quartier haben, erklärte Karl-Heinz Grundböck, Sprecher des Innenministeriums, auf APA-Anfrage. Die Grüne Vizebürgermeisterin Brigitte Krenn kritisierte die Vorgangsweise bei der Umsiedelung.

Das auf 400 Personen ausgelegte Containerdorf Quartier Henry Dunant (QHD) auf dem Cargo Nord-Gelände des Flughafens hatte im Dezember 2015 seinen Betrieb aufgenommen. Zuletzt waren 150 Flüchtlinge im Quartier untergebracht. Im Sinne einer besseren Kapazitätsauslastung und einem Bedarf in der Bundesbetreuung bei gleichzeitig sinkendem Bedarf in der Landesbetreuung handle es sich um einen "logischen Wechsel", hieß es seitens der Flughafen Wien AG auf Anfrage. Einher geht ein Wechsel in der Betreuung – vom Roten Kreuz zur Schweizer ORS.

Kritik an "Hau-Ruck-Aktion"

Das Quartier in Schwechat werde keine dauerhafte Unterkunft für Flüchtlinge sein, die Zahl der Bewohner werde "stark schwanken", sagte Grundböck. Das Containerdorf wird eine von 33 Bundeseinrichtungen, der Rahmenvertrag für die Betreuung bestehe mit ORS.

Kritik am Vorgehen des Landes NÖ kam von der Schwechater Vizestadtchefin: "In einer Hau-Ruck-Aktion werden Menschen umgesiedelt." Die rund 150 Asylwerber wurden demnach am Montag informiert, dass sie ab Mittwoch in andere Quartiere verlegt werden. Am Mittwoch, Freitag und Montag soll jeweils ein Bus 50 Personen mitnehmen und sie in andere Unterkünfte in Niederösterreich bringen. Auch wenn Änderungen anstehen, "so können diese auf menschlichere Weise umgesetzt werden. Diese Hau-Ruck-Aktion ist beschämend und fährt über Menschen drüber", erklärte die Vizebürgermeisterin in einer Aussendung.

"Der Flughafen Wien in Schwechat hat seinen Vertrag mit der Betreuungsorganisation Rotes Kreuz gelöst und ist auch an das Land NÖ mit der Bitte herangetreten – aufgrund der rückläufigen Asylzahlen und damit zuletzt nur mehr geringen Auslastung – sehr rasch eine Vertragsauflösung anzustreben", hieß es auf Anfrage aus dem Büro des zuständigen Landesrates Franz Schnabl (SPÖ). Auf Anraten verschiedener Flüchtlingsorganisationen sei die Auflassung der Containerdörfer ohnedies auch ein wichtiges Anliegen des Landes, um die betroffenen Flüchtlinge vor dem herannahenden Winter in geeignete andere winterfeste Unterkünfte verlegen zu können. So seien in den vergangenen Monaten so gut wie alle Containerdörfer stillgelegt worden.

Übermittlung in andere Unterkünfte

"Zur Abfederung sozialer Härten wurde in Absprache mit der zuständigen Betreuungsorganisation ein entsprechend akkordierter Verlegungsplan erstellt. Diesbezüglich wurden mit der Betreuungsorganisation bereits seit über einer Woche die entsprechenden Gespräche geführt", wurde vom Büro von Schnabl mitgeteilt. Im Vorfeld sei auch Bürgermeisterin Karin Baier (SPÖ) über die bevorstehende Verlegung informiert worden. "Für uns hat selbstverständlich die Sicherstellung der Unterbringung und Betreuung absolute Priorität", hieß es weiter.

Demnach befinden sich überwiegend Alleinstehende und keine schulpflichtigen Kinder im Quartier Henry Dunant. Im Zuge der Erstellung des Verlegungsplanes werde den Flüchtlingen auch eine andere Lösung angeboten: Falls durch diese, die betreuende Organisation oder ehrenamtliche Helfer eine Wohnung gefunden wird, könne auch diese Unterbringungsvariante genutzt werden.

Vom niederösterreichischischen Roten Kreuz hieß es auf Anfrage, dass die derzeit knapp 150 in Schwechat betreuten Personen in Absprache mit dem Land NÖ und Caritas in andere Unterkünfte des Landes übersiedelt werden. Dabei wird laut einer Sprecherin Sonja Kellner darauf geachtet, dass Familien zusammenbleiben und die Infrastruktur – etwa Schulen – bei den neuen Quartieren passe. "Wir haben die Information an die Bewohner weitergegeben, sobald wir wussten, wo es hingeht", so Kellner. Derzeit betreut das Rote Kreuz in Niederösterreich 240 Flüchtlinge, davon noch rund 150 im Quartier in Schwechat. (APA, 24.10.2017)