Angela Merkel hat es schon immer gewusst: Eine Frau im Blazer kann nicht so falsch liegen. Dabei hatte man sich lange über die simplen Outfits und die ewig gleichen Hosenanzüge der deutschen Bundeskanzlerin lustig gemacht. Glanzlos und uninspiriert seien ihre Auftritte, hieß es. Irgendwann verstummte die Kritik, nun hat sich der Wind gedreht: Die Fashionistas stolpern dem aufgeräumten Auftritt des politischen Establishments hinterher. Seit Neuestem geht kaum eine mehr ohne einen Blazer aus dem Haus.

Eine Never Ending Love Story: Angela Merkel und ihre Blazer.
Foto: APA/AFP/STEFANIE LOOS

Zugegebenermaßen sehen diese Modelle nicht so aus, als seien sie dem Kleiderkasten der deutschen CDU-Politikerin entsprungen. Die Blazer der Fashionistas wirken französischer, sie sehen ein wenig mehr nach Brigitte Macron als nach Angela Merkel aus.

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Auch Brigitte Macron mag Blazer, hier vor wenigen Tagen mit Hund Nemo (links) und Ehemann Emmanuel (rechts).
Foto: ap/ Michel Euler

Denn wo Merkel auf dem internationalen Parkett einreihig trägt, ziehen die Instagram-Stars und Bloggerinnen zweireihig vor die Kameras. Während die Spitzenpolitikerin vergleichsweise schmale Schulterpolster trägt, fahren die Modebewussten die Schultern wieder aus. Den großen modischen Ambitionen setzen sie dabei stets ein feines Karomuster entgegen.

Blazer wie dieser von Mango hängen derzeit bei allen Retailern auf den Bügeln.
Foto: Hersteller

Sich mit der neuen, karierten It-Uniform auszustatten ist jedenfalls überhaupt kein Problem. Sie hängt bei Zara, Mango, H&M überall an den Stangen und ähnelt der Bürouniform der Melanie Griffith – aus dem Jahr 1988 wohlgemerkt. Die Schauspielerin boxte sich damals in dem Film "Working Girl" (bezeichnenderweise heißt der Film in der deutschen Übersetzung "Die Waffen der Frauen") in ihren strengen Blazern mit den ausgefahrenen Schultern in der Bürohierarchie aufwärts.

Melanie Griffith gab 1988 in Schluppenbluse und grauem Blazer das "Working Girl".
Movieclips

Dass sich nun alle der Uniform der Karrierefrau der 1980er, des "grauen Blazers im XL-Style" (so heißen sie beim Magazin "Instyle"), bedienen, verwundert nicht. Die modebewusste Frau möchte ihre Ambitionen in Mode übersetzen. Was läge also näher, als den Blazer zum festen Bestandteil des Lieblingsoutfits zu erklären? Die Karriere, die kommt dann sicher wie von selbst. (Anne Feldkamp, 26.10.2017)

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