Ferkel sind sehr kälteempfindlich. Forscher haben nun in Schweineembryonen ein Gen eingeschleust, das die Regulierung der Körpertemperatur steuert.

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Peking – Kühe ohne Hörner, muskelbepackte Wachhunde, Kätzchen in bunten Farben oder "humanisierte" Schweine als Organspender für Menschen: Es gibt viele und durchaus umstrittene Ideen, wie Tiere mithilfe der Gen-Schere CRISPR/Cas9 verändert werden könnten. Eine davon habe Forscher aus China und Großbritannien nun umgesetzt: Sie veränderten das Erbgut von Hausschweinen so, dass die Tiere im Erwachsenenalter um fast ein Viertel weniger Körperfett aufwiesen als normal.

Die Methode CRISPR/Cas9 gilt heute als vielversprechendster Weg, um präzise Eingriffe im Genom von Lebewesen vorzunehmen. Durch die präzise Herbeiführung von Mutationen in bestimmten Abschnitten der DNA, dem Träger der Erbinformation, können einzelne Gene entfernt, ausgeschaltet, verändert oder eingefügt werden. Erst vergangene Woche veröffentlichten Forscher zudem zwei entscheidende Weiterentwicklungen der Methode, die sie deutlich subtiler machen.

Gen aus Mäusen eingebracht

Wissenschafter um Qiantao Zheng von der chinesischen Akademie der Wissenschaften in Peking und Catherine Hambly von der University of Aberdeen veränderten mit der Gen-Schere nun die DNA von Hausschweinen: Für ihre Studie in "PNAS" schleusten sie in Schweineembryonen das Gen UPC1 ein, das in den meisten Säugetieren vorkommt und eine wichtige Rolle bei der Regulierung der Körpertemperatur spielt. Schweinen fehlt dieses Gen, was zwei bekannte Folgen hat: Jungtiere sind äußerst kälteempfindlich, da sie ihre Körperwärme bei tiefen Temperaturen schwer halten können. Im Lauf des Wachstums wird dieses Problem dann mit der Anlage von Fettreserven ausgeglichen.

Zheng und Kollegen implantierten nun mehreren Säuen Embryonen, denen zuvor UPC1 aus Mäusen eingefügt worden war. Die Säue warfen insgesamt 12 Ferkel, die dann über ein halbes Jahr hinweg untersucht wurden. Das Ergebnis: Die Jungtiere froren bei tieferen Temperaturen weniger als gleichaltrige, nicht modifizierte Artgenossen und konnten ihre Körpertemperatur stabil halten. Gleichzeitig verbrauchten sie dafür mehr Energie und wiesen aufgrund ihres veränderten Metabolismus im Durchschnitt um 24 Prozent weniger Körperfett auf als die Kontrolltiere.

Gesünderes Fleisch?

Nach sechs Monaten wurden die Schweine getötet und auf mögliche negative Folgen der Gen-Editierung zu untersucht. Nach Angaben der Wissenschafter konnten keine Hinweise auf schädliche Entwicklungen festgestellt werden. Ein Tier wurde zuvor noch verpaart und zeugte ebenfalls gesunden Nachwuchs, so die Forscher.

Werden also bald Low-Fat-Speck und Fettfrei-Koteletts die Supermarktregale zieren? Ob derart veränderte Tiere in China zum Verzehr zugelassen werden könnten, ist unklar – in den meisten Ländern der Welt nach derzeitigem Stand jedenfalls nicht. (David Rennert, 29.10.2017)