Dominic Thiem erwartet gegen Richard Gasquet ein "extrem schwieriges Match".

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Wien – Lokalmatador Dominic Thiem hat nach seiner verpatzten Asien-Tour mit dem Auftaktsieg beim Erste Bank Open einen kleinen persönlichen Befreiungsschlag geschafft. Nach dem 6:4, 6:3 am Dienstag gegen den Russen Andrej Rublew ist der 24-Jährige in der unteren Rasterhälfte der Top-Besetzung zum Trotz der einzige verbliebene Gesetzte. Die Chance auf Thiems bisher bestes Wien-Ergebnis scheint also groß.

Der Weltranglisten-Sechste wollte sich nach seinem Achtelfinaleinzug nicht konkret auf ein Ziel für diese Woche festlegen, aber weniger als sein erstes Wien-Halbfinale würde ihn wohl kaum zufriedenstellen. Seine Donnerstag-Partie gegen Richard Gasquet ist die zweite von drei Hürden auf dem Weg dorthin. "Das wird ein extrem schwieriges Match", sagte Thiem. "Wenn man nicht voll da ist, kann man auf jeden Fall verlieren."

"Bin topmotiviert"

Thiem bezeichnete den 31-jährigen Franzosen als komplett anderen Spieler als den angriffslustigen, 20-jährigen Rublew. "Er spielt mit mehr Finesse, hat eine sehr edle Rückhand. Vielleicht muss ich ein bisschen mehr über die Vorhand spielen. Ich muss mich steigern, bin aber topmotiviert." Auf die Unterstützung des Publikums kann Thiem jedenfalls wieder zählen. "Das hat mir extrem geholfen."

Der beim Heimturnier mit neuem Haarschnitt auftretende Vierte im Race wusste, dass seine Leistung gegen Rublew noch keine ideale war und das schon im Training gestärkte Selbstvertrauen diese Woche erst mit weiteren Erfolgen so richtig zurückkommen würde. Sein Coach Günter Bresnik machte noch einige Baustellen im Spiel seines prominentesten Schützlings aus, und führte das auf mangelnde Disziplin zurück.

"Von 2:0 auf 2:3 im ersten Satz etwa war es wirklich schlecht. Da waren schwere Fehler und er hat leichte Bälle verhaut", analysierte der Trainer. "Das ist nicht das, was meiner Vorstellung entspricht." Im Training funktioniere alles bestens. "Da spricht man nach jedem Punkt mit ihm, das setzt er dann auch um", führte Bresnik weiter aus. "Wenn er dann alleine auf dem Platz ist, macht er ein paar Hacker, die ich nicht verstehe."

Bresnik-Nein zu Federers Trainingsplänen mit Thiem

Klar ist aber auch, dass Thiem ein hohes Ausgangsniveau hat, Bresnik hohe Ansprüche stellt. Das weiß auch einer wie Roger Federer. Der Schweizer hätte gerne in der Vorbereitung auf 2018 mit dem Lichtenwörther trainiert. Bresnik lehnte aber ab. "Es macht einen Unterschied, ob es während der Saison oder in der Jahresvorbereitung ist. Wenn es nur darum ginge, ein paar Sätze zu spielen, wäre es super", erklärte Bresnik.

Es ginge aber eben um einen geordneten, ordentlichen Saisonaufbau. Und da sei Thiem mittlerweile in einer Position, in der sich den ganzen Tag alles um ihn drehen sollte. Gemeinsam mit Federer würde aber der Schweizer die Richtung vorgeben. Dieser brauche laut Bresnik jedoch andere Umfänge, auch die Inhalte und der Tagesablauf seien anders. Thiem wird daher im Dezember wie geplant in der Gruppe auf Teneriffa trainieren.

Da wird auch sein Freund Dennis Novak dabei sein, der am Donnerstag gegen den Briten Kyle Edmund im Achtelfinaleinsatz ist. "Er ist ein solider Top-100-Spieler, stark mit Aufschlag und Vorhand", merkte Novak über Edmund an. Mit dem Erstrundensieg gegen den Italiener Thomas Fabbiano hat der Qualifikant in den vergangenen Tagen schon dreimal Top-100-Spieler besiegt, was Bresnik sehr beeindruckt.

Bresnik-Lob für Novak

"Es ist das erste Mal, dass er hier abliefert", sagte der Coach über Novak. "Nicht nur, dass er einen guten Spieler schlagen kann, sondern innerhalb von wenigen Tagen dreimal gegen Top-100-Spieler gewinnt. Das ist richtig, richtig gut." Bresnik sieht Novak im Spiel kompletter und ausgereifter als Landsmann Sebastian Ofner und in ihm absolut das Potenzial für die Top 100. Noch fehle es aber ein wenig an Professionalität.

Thiem gönnte seinem engen Freund dessen dritten Hauptfeldsieg auf der Tour, mit dem er sein Ticket für die Australian-Open-Qualifikation fix hat. "Dass er das Niveau hat, ein Top-100-Spieler zu sein, weiß ich schon lange", erläuterte Thiem. "Ich hoffe sehr, dass das Turnier hier eine Initialzündung für ihn ist." Ein Sieg auch gegen Edmund würde Novak auf ein Karrierehoch um Weltranglistenplatz 190 hieven. (APA, 25.10.2017)