Einer der weltweit größten Gasnetzbetreiber, Snam aus Italien, hat massiv in Österreich investiert und wird, "wenn nötig, weiter investieren", wie Snam-Chef Marco Alverà dem STANDARD sagte. Ein starkes Anliegen von Alverà ist, die Europäische Energieunion zu beschleunigen. Dafür sei die Umsetzung der Trans Adria Pipeline (TAP) von primärer Bedeutung.

"Wir haben in letzter Zeit 650 Millionen Euro in Österreich investiert, und wir werden weiter investieren, denn wir unterstützen die Investitionspläne unserer Partner", sagte Alverà. Diese Beteiligungen seien nicht nur für den Gasstrom von Süd nach Nord ausschlaggebend, sondern für Gesamtmitteleuropa.

Die von der halbstaatlichen Cassa Depositi e Prestiti zu 30 Prozent kontrollierte Snam hält nicht nur die Mehrheit an der durch Österreich laufenden Pipeline TAG, sie hat vor wenigen Monaten gemeinsam mit Allianz Capital Partners auch 49 Prozent der Gas Connect Austria übernommen.

Alverà sieht im Erdgas eine große Zukunft, dafür müsse aber die Infrastruktur ausgebaut werden. Bis 2020 soll die TAP fertiggestellt werden. Die 870 km lange Erdgasleitung führt über Griechenland, Albanien bis nach Italien. Der Snam-Chef geht davon aus, dass die Erdgasimporte in den kommenden Jahren um 20 Prozent steigen, wobei vor allem Flüssiggas an Bedeutung gewinnen soll. Einer Importzunahme aus den USA steht Alverà skeptisch gegenüber, die Preise (plus anfallende Nebenkosten) seien zu hoch.

Laut einem in Washington vorgestellten Erdgas-Report wird die globale Nachfrage in den kommenden 15 Jahren um jährlich zwei bis 2,5 Prozent wachsen. Da die Produktion in weiten Teilen der Welt rückläufig ist, werden Pipelines und Flüssiggasanlagen immer notwendiger.

Elektroauto als Zweitwagen

Alverà sieht für seine Branche auch in gasbetriebenen Fahrzeugen, Schiffen oder Lkws eine große Zukunft. In Italien selbst sind bereits eine Million mit Methangas betriebene Pkws in Verkehr.

Snam hat sich verpflichtet, gemeinsam mit Fiat Chrysler 300 Gas-Tankstellen zu errichten und so die Gesamtzahl auf 1300 zu hieven. Italien zählt mit einem Verbrauch von 70 Mrd. Kubikmetern Gas zu den größten Verbrauchern. Nur zehn Prozent stammen aus der eigenen, sinkenden Produktion.

Auch dem Elektroauto prophezeit Alverà eine große Zukunft, sieht dieses aber primär als Zweitwagen. Europa müsse sobald als möglich aus der Kohle aussteigen, da die sozialen Kosten des Brennstoffs zu hoch seien. Nach Ansicht des Snam-Chefs wird der weltweite Versorgungsmix 2040 in etwa so aussehen: 25 Prozent Gas, 25 Prozent Erdöl, 25 Prozent Kohle und 25 Prozent erneuerbare Energien. (Thesy Kness-Bastaroli aus Mailand, 27.10.2017)