Genf/Bern – Wissenschafter haben eine Achillesferse des Malaria-Erregers entdeckt, die eine Wende im Kampf gegen die Krankheit einläuten könnte. Bisherige Medikamente greifen den Malaria-Parasiten Plasmodium nur in einer bestimmten Phase seines Lebenszyklus an, verhindern aber nicht seine Übertragung. Zudem werden die Erreger zunehmend resistent gegen die gängigen Therapien. Deshalb suchen Wissenschafter weltweit nach Alternativen, die den Parasiten möglichst umfassend ausmerzen.

Ein wichtiger Schritt dahin ist einem internationalen Forscherteam mit Beteiligung der Universitäten Genf und Bern geglückt, wie sie in "Science" berichten: Sie haben zwei Enzyme identifiziert, die für das Überleben des Erregers und seine Übertragung essenziell sind. Diese Enzyme bieten sich daher für den Angriff mit Medikamenten an.

Doppelter Strategie

Plasmodien sind einzellige Parasiten, die nur überleben und sich verbreiten können, wenn sie in eine Wirtszelle eindringen und sie quasi "kapern". Das eine der nun beschriebenen Enzyme hilft dem Erreger, sich an die Wirtszelle anzuheften, um in ihr Inneres zu gelangen. Das andere wird benötigt, um die Wirtszelle zu befallen und sie wieder zu verlassen. "Hemmt man diese Enzyme, bleibt der Parasit in der Wirtszelle gefangen und geht zugrunde", sagte Studienleiterin Dominique Soldati-Favre von der Uni Genf.

"Plasmodien durchlaufen einen komplizierten Lebenszyklus und treffen auf verschiedene Wirtszellen, sei es im Blut, in der Leber oder auch im Mückendarm", fügte Volker Heussler von der Uni Bern hinzu. Erstaunlicherweise nutze der Parasit für den Befall und den Austritt aus diesen Zellen jeweils dieselben beiden Enzyme. "Indem wir den Parasiten in mehreren Stadien gleichzeitig angreifen können, hoffen wir nicht nur, die Infektion des Menschen bekämpfen zu können, sondern auch die Übertragung auf Moskitos zu blockieren, was für die Kontrolle der Krankheit unabdingbar ist."

Hemmstoffe für solche Enzyme wurden zwar bereits entwickelt und getestet, allerdings nicht weiterverfolgt, weil ihr Potenzial zu gering schien, so die Forscher. Nun könnten sie jedoch eine Renaissance erleben. Die Wissenschafter fanden auch bereits eine Substanz, die beide Parasiten-Enzyme in Laborversuchen effizient blockierte. Eine Resistenzbildung konnte dabei nicht festgestellt werden. (APA, red, 26.10.2017)