Friedrich Ani, "Ermordung des Glücks". € 20,60 / 317 Seiten. Suhrkamp, Berlin 2017

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Die Leiche eines Elfjährigen wird gefunden. Jakob Franck, pensionierter Kommissar, macht den Job weiter, den niemand haben will: Er verständigt die Angehörigen von zu Tode Gekommenen. Er muss einer Mutter mitteilen, dass man ihren elfjährigen Sohn ermordet hat. Friedrich Ani beschäftigt sich nun mit dem Abgleiten der Mutter in eine abgrundtiefe Verzweiflung. Die Familie zerbricht an ihrem Schweigen, an dem unerreichbaren inneren Ort, an den sie sich zurückzog.

Man sucht den Mörder. Aber es gibt keine Spuren, kein Motiv, nichts, und an diesem Nichts verzweifelt auch Franck. Die Aktenberge türmen sich mit den Aussagen hunderter Anwohner des Spielplatzes, von dem der Bub verschwunden ist, kein Hinweis führt irgendwohin. Dann gerät ein Pädophiler in Verdacht. Eine nahezu inzestuöse Bruder-Schwester-Beziehung und ein ungesühntes Verbrechen verbinden die Vergangenheit mit der Gegenwart. Anis tiefschwarze, sprachlich fesselnde Seelenstudie geht weit über einen Kriminalroman hinaus. (Ingeborg Sperl, Album, 30.10.2017)