Die Salzburger Genossenschaft Bergland hat vor wenigen Tagen 25 geförderte Wohnungen in Saalbach übergeben, die über einer M-Preis-Filiale entstanden. Die Bruttomieten liegen bei 8,53 Euro/m².

Foto: Wohnbau Bergland

In Grödig sind Wohnungen über einem Spar-Supermarkt entstanden.

Foto: Wohnbau Bergland

Wohnungen über Supermärkten, dieses Bebauungsmodell kommt langsam in Mode. In der Salzburger Gemeinde Saalbach hat die Genossenschaft Wohnbau Bergland am Dienstag 25 Wohnungen übergeben, die in der Überbauung einer M-Preis-Filiale entstanden. Man hatte mit dem Modell schon Erfahrungen: Vor drei Jahren baute man auch in Grödig schon Wohnungen über einem Spar-Markt, dort allerdings alles als Neubauprojekt.

In Saalbach war der Supermarkt zuvor schon seit 2011 in Betrieb. "Der Eigentümer der Liegenschaft kam auf uns zu und fragte, ob wir auch hier überbauen wollen", erinnert sich Geschäftsführer Philipp Radlegger. Man wurde sich einig, erwarb zunächst Miteigentum an der Liegenschaft. Dann wurde parifiziert, später die genauen Besitzverhältnisse nach Nutzwerten aufgeteilt.

Vertraglicher Mehraufwand

Streng getrennt wurden bei beiden Projekten auch die Stellplätze der Bewohner von den Kundenparkplätzen des Supermarkts. Erstere entstanden in Saalbach auf dem Dach der Filiale, was statisch eine Herausforderung war. "Wir bauten deshalb in Skelettbauweise, und das letzte Geschoß wurde in Holzbauweise errichtet." Den bei der Belieferung des Supermarkts entstehenden Lärm versuchte man in Grödig durch eine Einhausung des Anlieferwegs in den Griff zu bekommen. In Saalbach seien die Bewohner etwas weiter entfernt vom lärmerregenden Geschehen, sagt Radlegger.

Für weitere solche Projekte sei man offen; "wir schauen uns da und dort um, und sind auch bereit, den Mehraufwand auf uns zu nehmen", so Radlegger. Letzterer bestehe vor allem in vertraglichen Details, die man genau ausverhandeln müsse. Etwa, wer für die Schneeräumung zuständig ist.

Natürlich habe man früher auch lieber auf der "grünen Wiese" gebaut, "aber die Rahmenbedingungen haben sich geändert". Sparsamer Umgang mit Grund und Boden sei das große Thema.

Projekte in Wien

Ganz besonders in Wien, wo Grundstücke knapp und daher teuer sind. Vor ziemlich genau zwei Jahren stellte Grünen-Gemeinderat Christoph Chorherr im 22. Wiener Gemeindebezirk ein ähnliches Projekt wie jenes in Saalbach vor: Auf einem Grundstück in der Zschokkegasse 83-85 soll ein Supermarkt entstehen, und der Bauträger EBG wird darüber 65 Sozialwohnungen errichten. Damit wolle man einen wesentlichen Beitrag zur wachsenden Stadt leisten, meinte Chorherr damals.

Die Bagger sind auf dem Grundstück aber bis heute nicht aufgefahren. Vor rund einem Monat wurde aber immerhin die entsprechende Flächenwidmung im Gemeinderat beschlossen. Beim Bauträger EBG hofft man nun, im kommenden Frühjahr mit dem Bau beginnen zu können.

Trotz dieser jahrelangen Vorlaufzeit ging Chorherr im Gespräch mit dem Standard vor einigen Wochen auch davon aus, dass es in Wien bis zum Ende der Legislaturperiode "sicher mehr als ein Dutzend solcher Projekte geben wird". Die Supermarktketten seien zwar nicht unbedingt erfreut über diese Projekte, "das Mindset" würde sich aber langsam ändern, zudem hätte die Politik durch die von den Supermarktketten benötigten Umwidmungen von Grundstücken ein Druckmittel in der Hand. (Martin Putschögl, Franziska Zoidl, 28.10.2017)