Empathie und Unterstützung für die Schwachen: Honorine Munyole.

Foto: Viennale

Kisangani, die drittgrößte Stadt der Demokratischen Republik Kongo: In ihrem schlichten Büro empfängt Honorine Munyole – blaues Hemd mit Schulterklappen, rot gefärbter Zopf – eine Frau nach der anderen. Die Geschichten, die sie als Leiterin einer Einheit zur Bekämpfung von sexueller Gewalt gegen Frauen und Kinder zu hören bekommt, sind grauenhaft. Die Frauen berichten von traumatisierenden Erlebnissen, von Morden und Vergewaltigungen im Krieg. Die Polizistin will alles genau aufnehmen und muss daher oft nachfragen: "Welcher Krieg war das?"

Zahlreiche militärische Konflikte haben den zentralafrikanischen Staat geprägt. Während eine offizielle Aufarbeitung der Verbrechen unmöglich scheint, zeigt Munyole großen Einsatz, um die Heilung der zahlreichen Wunden voranzutreiben. Der kongolesische Filmemacher Dieudo Hamadi hat mit Maman Colonelle ein aufwühlendes Porträt über die 44-jährigen Witwe und Mutter von sieben Kindern (drei davon adoptiert) gedreht.

Gegen die Gewalt

Der Film folgt seiner Heldin bei der Übersiedlung von ihrer Heimatstadt Bukavu ins 650 Kilometer entfernte Kisangani. Die Lebens- und Arbeitsbedingungen, die sie hier vorfindet, sind bestenfalls bescheiden. Ihr neues Heim ist in einem desolaten Zustand, ihre neue Polizeieinheit erscheint nur mäßig motiviert und spricht mit Lingála eine Sprache, die Munyole eher mittelprächtig beherrscht.

Allen Widrigkeiten zum Trotz macht sie sich ans Werk, gibt verwitweten Gewaltopfern und Kindern, die teilweise noch als Säuglinge der Hexerei bezichtigt und misshandelt werden, eine temporäre Unterkunft. Sie empfängt Kriegsinvalide, die mit Urkunden wedelnd ihren alleinigen Anspruch auf staatliche Hilfe belegen wollen, und bittet an Marktplätzen mit einem leeren Plastiksack um Spenden.

Mit seiner Kamera bleibt Hamadi als stiller Beobachter immer eng am Geschehen. Zwar wäre es auch interessant, Munyoles Gedanken zu ihrer Arbeit zu erfahren, doch bereits die knappen 70 Minuten zeigen ungeheuer viel über die Verfasstheit unserer Welt, in der Menschen sowohl zu Gräuel- wie auch zu wahren Heldentaten imstande sind. (Dorian Waller, 28.10.2017)