Ilustration: University of Bristol

Bristol – Paläontologen haben 1996 in China die Fossilien eines Tiers entdeckt, das offenbar so etwas wie der Waschbär der Dinosaurierwelt war: Eine nun durchgeführte Rekonstruktion der Gefiederzeichnung ergab, dass der kleinwüchsige Sinosauropteryx eine Augenmaske, einen dunkleren Rücken und hellen Bauch sowie einen gestreiften Schwanz hatte.

Der durch den langgestreckten Schwanz etwa 1,2 Meter lange Sinosauropteryx, der einem erwachsenen Menschen kaum bis zum Knie gereicht hätte, gehörte zu weiteren Vogelverwandtschaft und zur selben Gruppe wie der bekanntere Compsognathus, ebenfalls ein Winzling. Der Waschbär-Dino war aber etwas jünger: Er lebte vor etwa 130 Millionen Jahren.

Seine Fossilien wurden in der sogenannten Jehol-Gruppe, einer Region im Nordosten Chinas, entdeckt. Diese ist für den hervorragenden Erhaltungszustand von Fossilien bekannt. Mit den erhalten gebliebenen Melanosomen erhielten die Forscher die seltene Gelegenheit, die Färbung beziehungsweise Musterung des Gefieders zu rekonstruieren.

Foto: University of Bristol

Fiann Smithwick von der Universität Bristol und seine Kollegen präsentierten ihre Erkenntnisse im Journal "Current Biology". "Zumindest einige Dinosaurier hatten komplexe Farbmuster, um Angreifer zu verwirren und sich besser zu verstecken – genau wie heutige Tiere auch", sagt Smithwick. Bereits 2010 hatten Forscher dieser Universität die braune Gefiederfarbe des Sinosauropteryx rekonstruiert. Nun untersuchte sein Team, welchem Zweck die Färbung gedient haben könnte und welcher Lebensraum dazu am besten passte.

Der Kontrast in der Färbung von Rücken und Bauch des Sinosauropteryx wird in der Fachwelt als Konterschattierung bezeichnet und ist auch bei vielen heutigen Tieren zu finden. Bei Meeresbewohnern wie Haien oder Pinguinen verschmilzt der dunkle Rücken von oben betrachtet mit den Meerestiefen, während sich aus umgekehrter Perspektive der helle Bauch kaum von der Meeresoberfläche abhebt. Bei Waldbewohnern wie Rehen oder Nagetieren wirkt der Effekt der Schattenbildung entgegen – das Tier wirkt dadurch weniger dreidimensional, was Jägern das Anvisieren erschwert.

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Beim Sinosauropteryx war der Übergang zwischen Hell und Dunkel sehr deutlich. Das spricht dafür, dass er viel Zeit in sonnigen offenen Landschaften wie einer Savanne verbracht habe, schreiben die Wissenschafter. Hätte er im Wald gelebt, müsste der Farbwechsel fließender sein, wie der Vergleich mit heutigen Tieren zeigt.

Die Analysen der Forscher legen daher den Schluss nahe, dass es in der Fundregion zu Lebzeiten des Dinos auch offene Savannen gegeben haben könnte und die Landschaft vielfältiger war, als bisher vermutet. Bisher ging man davon aus, dass die Region von Wald bedeckt war.

Die Augenmaske wiederum bewirkte, dass die Augen weniger gut entdeckt werden konnten. Und der gestreifte Schwanz könnte dazu gedient haben, Angreifer optisch zu verwirren und von lebenswichtigen Köperpartien wie Bauch und Kopf abzulenken. (red, APA, 28. 10. 2017)