Frauenbildnisse von Gustav Klimt (um 1893, links) und Vlaho Bukovac (Porträt Vilma Babiæ Gjalski, 1895).

Foto: Belvedere Wien, © Privatsammlung Zagreb

Die Moderne-Ausstellung in der Orangerie im Unteren Belvedere zeigt auch Robert Auers "Porträt der Frau des Künstlers mit Muff (Leopoldine Auer Schmidt)" von 1902.

Foto: Privatsammlung

Wien – In Wien war es Gustav Klimt, in Zagreb Vlaho Bukovac: Von ihnen stammen in der Ausstellung Herausforderung Moderne auch die Gemälde, die sich am meisten ähneln. Und nicht nur, was Farben, Maltechnik oder die Komposition ihrer "Frauenbildnisse" betrifft, sondern auch in Bezug auf die Mode: Beide Frauen tragen dieselbe Frisur und mondäne schwarze, taillierte Kleider, die riesige Puffärmel haben.

In der Orangerie im Unteren Belvedere sind das noch längst nicht alle Parallelen, die vom Austausch zwischen Wien und Zagreb um 1900 erzählen: Was hier die Ringstraße ist, war dort das Grüne Hufeisen mit seinen repräsentativen Gebäuden. Darunter fällt neben dem Kroatischen Nationaltheater oder dem Botanischen Garten etwa auch der Kunstpavillon, der wiederum das Pendant zur Wiener Secession ist.

Wiener Kunst hilft

Während Letztere aus der Abspaltung einiger Künstler vom Künstlerhaus hervorging, hat den Pavillon die Vereinigung kroatischer Künstler (eine von Vlaho Bukovac vorangetriebene "Sezession") initiiert. Es ist unbestritten, dass die Künstler Wiens auf die Zagreber Kollegen abgefärbt haben: Nahezu alle kroatischen Maler, Bildhauer und Architekten der Epoche wurden unter der Mentorenschaft Wiener Künstler und Architekten ausgebildet, erklärt Kuratorin Irena Krasevac.

Folglich waren diese nicht nur von den Fragestellungen rund um die Moderne in Wien inspiriert. Ihnen waren auch die Vorgänge rund um die Secession bekannt. Umgekehrt weniger: Anders als in Zagreb, wo man bis heute um die Bedeutung von Klimt oder Wiener Werkstätten weiß, sind hier kroatischer Künstler – etwa Vlaho Bukovac oder Ivan Mestrovic – weniger bekannt. Dabei nahm Bukovac an der ersten Ausstellung der Secession teil und wurde Mestrovic ihr ordentliches Mitglied. Hier wird beiden Künstlern Platz eingeräumt: Neben Selbstporträts sind in der Bukovac-eigenen "Tüpfeltechnik" surreal anmutende Porträts seiner Familie zu sehen, auch Akte des Künstlers, der auf Wunsch von Kaiser Franz Joseph I. ein Porträt von ihm anfertigte.

Künstlerinnen wären eigene Schau wert

Mestrovic ist mit Zeichnungen und Skulpturen vertreten, die inhaltlich stark von den Lieblingsthemen des Fin de Siècle "Eros und Thanatos", aber auch von Klimt inspiriert sind: Alte Frau (1908) titelt etwa eine Skulptur, die wie eine bildhauerische Übersetzung (Irena Krasevac) des Bildes Die drei Lebensalter einer Frau (1905) von Klimt wirkt.

Neben Mestrovics beeindruckendem Brunnen des Lebens (1905) lassen seine symbolistischen Zeichnungen ein gutes Bild von ihm entstehen. Das ist hier nicht immer möglich. Die vielen, teils vereinzelten Exponate (Plakate, Vasen, Geschirr) fordern dauernde Vergleiche heraus.

Dabei scheint allein das Kapitel "Künstlerinnen der kroatischen Moderne" eine eigene Ausstellung wert zu sein: Das lassen etwa die beiden Bilder Selbstporträt in Jagdgewand (1912) und Reisender (1911) der spät wiederentdeckten, tollen Malerin Nasta Rojc erahnen. Oder auch die Frauen- und Mädchenporträts der gebürtigen Wiener Leopoldine Auer Schmidt. Sie folgte ihrem Mann, dem Maler Robert Auer, nach Zagreb, wo sie 1898 eine der ersten Malschulen eröffneten. (Christa Benzer, 28.10.2017)