Hier knarrt der Boden, dort wackelt der Schaukelstuhl, hinter der Kastentüre wartet die Frau mit den toten Augen.

Foto: ORF/ARD/Benjamin Dernbecher

Was soll man davon halten, wenn mitten in finsterer Nacht plötzlich ein fremder Mann im Nachthemd in der Tür steht? Ein #MeToo-Geständnis wird das im Fall des Tatort: Fürchte dich am Sonntag um 20.15 Uhr (ORF, ARD) eher nicht, das stellt sich recht schnell heraus. Denn der Gast trägt nicht nur komische Nachtbekleidung, sondern auch einen Benzinkanister. Während es draußen donnert und blitzt, leert er dessen Inhalt vor den staunenden Augen von Frau Fanny (Zazie de Paris) aus. Kommissar Brix (Wolfram Koch) schläft im Nebenzimmer und bestätigt ein Vorurteil: Nie ist die Polizei da, wenn man sie braucht.

Aber Schluss jetzt mit lustig, der Alte im Nachthemd wird – so viel darf man verraten – sein Werk nicht vollenden können, sondern in einer Tatort -Folge den bestimmenden Ton des "Gruselschockers" angeben. Dahinter steckt, wie das nun einmal so ist, ein Mord von früher. Auf dem Dachboden liegt ein Skelett, grausame Dinge ereigneten sich in diesem Haus. Aus dem Jenseits wird jetzt Rache verlangt, so stellt es sich zumindest für die gespenstergläubige Polizeipsychologin Anna Janneke (Margarita Broich) dar.

Insgesamt wird etwas gar lustvoll dem Grusel gehuldigt. Hier knarrt der Boden, dort wackelt der Schaukelstuhl, hinter der Kastentüre wartet die Frau mit den toten Augen, zum Einsatz kommen weiters Marilyn-Manson-Kontaktlinsen, Gewitter- und Nebelmaschine, Düsterlicht, je nach Bedarf unheilvoll dröhnende oder kreischende Filmmusik. Manchmal muss man lachen, und wieder fragt man sich, wie sich das ausgehen soll, wenn sich ausgebildete Kriminalbeamte in Notsituationen ungeschickter verhalten als unbegabte Polizeischüler. Netter Versuch. (Doris Priesching, 28.10.2017)