Vielleicht gelingt es ja, die Notbremse zu ziehen: Kurdische Peschmerga und irakische Sicherheitskräfte haben sich auf eine Waffenruhe geeinigt. Die Sorge, dass aus den Kämpfen, die nun seit zehn Tagen an den Rändern des kurdischen Autonomiegebiets im Nordirak andauern, ein echter Krieg wird, hat sich zuletzt verdichtet. Denn vereinzelt waren bereits kurdische Gebiete angegriffen worden, die nicht zu den zwischen Erbil und Bagdad "umstrittenen" gehören. Dass die kurdische Führung auch dort ihr Unabhängigkeitsreferendum abgehalten hatte, war der Vorwand für das militärische Eingreifen der Araber.

Beide Seiten sollten nun innehalten, um Kosten und Nutzen ihres Vorgehens abzuwägen. Auch müssen Realität und Propaganda auseinandergeklaubt werden: Die Intensität der Kriegstreiberei durch falsche Nachrichten und Bilder im Internet war atemberaubend. Da musste auch schon eine in Kansas demolierte Brücke herhalten, um den Krieg der Kurden gegen die Infrastruktur zu dokumentieren.

Bei Fotos, die tote Jemeniten zeigen, die als tote Kurden ausgegeben werden, ist die Sachlage klar. Bei Nachrichten, dass die Peschmerga ihre von Deutschland für den Kampf gegen den "Islamischen Staat" gelieferten Waffen einsetzten – und iranabhängige schiitische Milizen amerikanische -, ist das anders. Das zeigt auch die Verwicklung und Verantwortung der internationalen Gemeinschaft. Es ist Zeit für eine energische Vermittlungsaktion. (Gudrun Harrer, 27.10.2017)