Salzgeber: "Wir haben sicher kein Problem, wenn jemand Statements von sich gibt, die nicht 08/15 sind."

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Matti: "Wenn jemand nicht gern Interviews gibt, nicht gern für Fotos lacht – wie soll man das verkaufen?"

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Aksel Lund Svindal ist wohl für jede Skifirma ein Volltreffer.

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STANDARD: Der Saisonstart in Sölden steht an. Ist die Anspannung bei den Skifirmen ähnlich groß wie bei den Athleten?

Matti: Bei mir schon. Das ist ein wichtiges Rennen, um die Leute aufs Skifahren aufmerksam zu machen. Und wenn man da auf dem Podium ist, nehmen das die Leute eher zur Kenntnis als nach dem Großereignis im März.

Salzgeber: Die Anspannung ist immer wieder groß. Heuer war die Riesentorlaufmaterialumstellung bei den Herren. Du hast den einen oder anderen Vergleich, aber man weiß nicht so richtig.

STANDARD: Das heißt, man weiß nicht so richtig, wo man steht?

Salzgeber: Man sieht Tendenzen. Man hat Kontakte innerhalb der Mannschaften, die wir unterstützen. Aber Training und Rennen sind zwei Paar Schuhe.

STANDARD: Wie stressig war die Materialumstellung für die Firmen?

Salzgeber: Diese Skier sind einfacher zu fahren. Die letzte Umstellung, die Anhebung des Radius auf 35 Meter, war viel krasser.

Matti: Ich denke auch, dass es nicht so eine große Umstellung war. Vor dem 35-m-Radius hatten wir auch schon die jetzigen Längen und Radien.

Salzgeber: Der einzige wirkliche Unterschied zu den Skiern von damals ist die Baubreite. Damals musste die schmalste Stelle mindestens 65 Millimeter breit sein, jetzt ist das das Maximum.

STANDARD: Wie darf man sich den Job als Renndirektor vorstellen?

Salzgeber: Grundsätzlich ist es eine super Aufgabe. Negativ ist, dass wir extrem viel unterwegs sind. Wir sind in den letzten Jahren stark gewachsen, das Administrative benötigt viel Zeit. Ich habe zwar super Leute, aber ich versuche, materialmäßig immer Bescheid zu wissen. Das wirklich Tolle an der Arbeit ist, dass die Athleten so unterschiedlich sind.

Matti: Für mich ist es ein Traumjob. Ich mag das Administrative nicht so gern, aber mit Läufern zu arbeiten, Ski zu testen, zu optimieren, macht Spaß.

STANDARD: Gibt es Nationalteams, mit denen die Zusammenarbeit besonders gut funktioniert?

Salzgeber: Ja, gibt es. Was die Wertigkeit betrifft, ist Norwegen für uns ein Paradebeispiel. Der Servicemann ist der direkte Draht, er hat dort auch einen entsprechenden Stellenwert. Bei Großereignissen darf der Servicemann bei manchen großen Verbänden nicht im selben Hotel wie die Athleten wohnen. Die Norweger sagen: Wir brauchen den bei uns.

STANDARD: Bei wie vielen Weltcupstationen sind Sie im Winter dabei?

Salzgeber: Ich glaube, ich bin nur an einem Wochenende nicht dabei, sonst bin ich immer bei den Damen oder bei den Herren.

Matti: Bei mir ist es identisch.

STANDARD: Sie sind meistens mit dem Auto unterwegs. Auf wie viele Kilometer kommen Sie im Winter?

Salzgeber: Ich bin letzte Saison 50.000 Kilometer mit dem eigenen Auto gefahren. Dazu kommen 6000 bis 7000 mit Leihautos.

STANDARD: Stöcklis Topathletin Ilka Stuhec hat sich vor wenigen Tagen einen Kreuzbandriss zugezogen. Wie schwer wiegt ihr Ausfall?

Matti: Sehr schwer. Sie war letzte Saison unser Aushängeschild. Wir sind nicht so groß. Wir hatten einige Jahre Glück – mit Tina Maze etwa und damit, dass niemand verletzt war. Wir haben ein zu kleines Budget, als dass wir größer werden können. Aber man braucht Glück, dass alle gesund bleiben.

STANDARD: Stuhec ist zu Stöckli gewechselt, als sie noch nicht die großen Erfolge hatte. Hatten Sie da den richtigen Riecher?

Matti: Man hat schon gesehen, dass sie Potenzial hat. Ich habe vor der Saison gesagt, wenn sie ein-, zweimal aufs Podest fährt, wäre das super. Dass sie dann die ersten drei Abfahrten gewinnt – das ist Glück.

Salzgeber: Und gutes Material.

STANDARD: Wie darf man sich die Verträge mit Athleten vorstellen?

Salzgeber: Es gibt ein Fixum, und es gibt Prämien. Wenn jemand als Nummer eins in die Saison startet, bekommt er die erste Hälfte der Saison relativ gut bezahlt, fällt er zurück, bekommt er weniger. Es gibt Athleten, die wir nicht engagieren würden, weil sie nicht zum Team passen würden.

STANDARD: Und welcher Typ passt zu Ihrer Firma?

Salzgeber: Es soll jemand sein, der seine Persönlichkeit lebt, der sich nicht zu viel beeinflussen lässt, aber der unsere Arbeit schätzt. Paradebeispiele sind Aksel Lund Svindal und Ted Ligety. Die interessiert auch, wie es uns wirtschaftlich geht, wie unsere Marke ankommt. Es sind nicht alle so.

STANDARD: Geht es auch darum, wie sich jemand verkaufen lässt?

Salzgeber: Wir haben sicher kein Problem, wenn jemand Statements von sich gibt, die nicht 08/15 sind.

Matti: Wenn jemand nicht gern Interviews gibt, nicht gern für Fotos lacht – wie soll man das verkaufen?

STANDARD: Wie läuft es ab, wenn ein Athlet die Marke wechselt. Wer geht auf wen zu?

Matti: Die Jungen schauen extrem auf die Topläufer und wollen dann dasselbe Material. Rainer hat wahrscheinlich Anfragen ohne Ende, weil Head eine Topmarke ist. Bei uns ist es etwas anders. Bei den Damen haben wir auch vereinzelt Anfragen, weil wir in den vergangenen Jahren Erfolg hatten. Bei den Männern müssen aber eher wir nachfragen.

Salzgeber: Bei den klassischen Skiverbänden, wie jenen aus Österreich, Deutschland oder der Schweiz, ist alles über den Skipool geregelt. Wir bekommen Anfragen, oder wir gehen aktiv auf Athleten zu. Ich lese immer wieder den Vorwurf, dass wir besser zahlen. Das ist nicht der Fall, wir versuchen einfach, einen guten Job zu machen, den Athleten gut zu betreuen.

STANDARD: Strebt Stöckli die Mitgliedschaft im österreichischen Skipool an?

Matti: Momentan nicht. Die Pool-Beiträge sind zu teuer. Unser Budget ist limitiert. Wir legen den Fokus auf die vier Nationen, in denen wir jetzt schon vertreten sind.

STANDARD: Ich nehme an, Schweizer Athleten sind für eine Schweizer Skifirma besonders wichtig.

Matti: Es ist klar, dass man als Schweizer Produzent auch Schweizer Läufer haben will. Da sind wir momentan nicht so gut aufgestellt.

STANDARD: Wie viel Budget hat Ihre Firma im Jahr für Alpinrennsport?

Salzgeber: Wir nennen keine Zahlen. Wir sind Teil vom Marketing. In dem schlechten Winter 2007/08 haben wir das Marketingbudget erhöht, andere Sachen dafür reduziert. Dass wir uns gegenläufig zum Markt positiv entwickelt haben, zeigt uns, dass es der richtige Weg war.

STANDARD: Im Markenweltcup war Head in der Vorsaison 25 Punkte hinter Atomic Zweiter. Stöckli war Fünfter. Wie sehen die Erwartungen diesmal aus?

Salzgeber: Grundsätzlich müssen wir den Markenweltcup diesmal gewinnen. Wir sind gut aufgestellt, und einige Läufer kommen von Verletzungen zurück.

Matti: Leider sind die Marken im Skisport nicht so präsent wie in der Formel 1 oder im MotoGP. Ich muss auf der Fis-Website schon suchen, um die Wertung zu finden. Im Vorjahr waren wir Fünfter, in dieser Region wollen wir uns etablieren. (Birgit Riezinger, 27.10.2017)