Moskau – Nach dem Messerangriff auf eine Moderatorin des russischen Radiosenders "Echo Moskwy" geht die Angst unter kritischen Journalisten in Moskau um. Der "Echo"-Chefredakteur Alexej Wenediktow teilte am Freitag mit, er habe eine weitere Journalistin vorsichtshalber außer Landes gebracht. Xenia Larina könne erst zurückkehren, wenn ihre Sicherheit garantiert sei.

Wenediktow warf den staatlichen Medien vor, Stimmung gegen kritische Journalisten zu machen und mögliche Attentäter zu ermutigen. Am Montag war ein Mann in die Redaktionsräume eingedrungen und hatte die Vizechefin Tanja Felgengauer durch Stiche in den Hals verletzt.

Kremltreuer Journalist

Die Ermittler sprechen von einem geistig Verwirrten. Larina gab in einem wütenden Facebook-Post dem TV-Journalisten Wladimir Solowjew eine Mitschuld, weil er gegen "Echo Moskwy" gehetzt habe. Der strikt kremltreue Solowjew griff daraufhin Larina in einer seiner Sendungen an.

Als Folge der Attacke auf Felgengauer kündigte die regierungskritische Zeitung "Nowaja Gaseta" an, ihre Redakteure zu bewaffnen. Sie sollten Schusswaffen mit Gummigeschossen zum Selbstschutz erhalten, sagte Chefredakteur Dmitri Muratow. Drei Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Zeitung seien ermordet worden. (APA, 29.10.2017)