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Soraya Sáenz de Santamaría führt die Region Katalonien.

Foto: REUTERS/Sergio Perez

Soraya Sáenz de Santamaría, die Nummer zwei im spanischen Regierungskabinett, hat seit Samstag noch mehr Befugnisse. Die 46-jährige Vizeregierungschefin wurde von ihrem Chef, Premier Mariano Rajoy, mit der wohl schwierigsten Aufgabe ihrer Karriere betraut: Sie verwaltet mit dem Verfassungsartikel 155 in der Hand das abtrünnige Katalonien, nachdem dort die Unabhängigkeit ausgerufen wurde und Madrid die Autonomieregierung ihres Amtes enthob.

Rajoys Partido Popular (PP) schloss sich Sáenz de Santamaría 2000 an. Die offizielle Parteigeschichte besagt, dass die junge Anwältin im Linienbus von ihrer Heimatstadt Valladolid in die spanische Hauptstadt reiste, um sich bei Rajoy, damals Minister unter José María Aznar, als juristische Beraterin zu bewerben.

Ihr Lebenslauf – Abschluss des Jus-Studiums mit 23, Aufnahme in den elitären Stand der Anwälte des spanischen Staates mit 26 – soll Rajoy so beeindruckt haben, dass er sie sofort einstellte. 2004 wurde sie als Nachrückerin erstmals Parlamentsabgeordnete.

2011, als Rajoy die Wahlen mit absoluter Mehrheit gewann, wurde sie Vizepräsidentin und Regierungssprecherin. Letzteres Amt hat sie mittlerweile abgegeben. Denn als der Katalonien-Konflikt immer virulenter wurde, übernahm Sáenz de Santamaría das neue Ressort für Territorialfragen.

Die Tochter einer Friseurin und eines ungelernten Arbeiters, der später eine Baustoffhandlung eröffnete, ist politisch eine konservative Hardlinerin, privat jedoch nicht. Anders als ihre Parteikollegen heiratete sie 2005 nur auf dem Standesamt, und das auch noch im Ausland, in Brasilien. Mit ihrem Mann José Iván Rosa Vallejo, ebenfalls Anwalt des Staates, hat sie einen Sohn.

In ihrer rar bemessenen Freizeit geht Sáenz de Santamaría gern mit der Kamera auf Objektsuche. Bei Festen im Freundeskreis soll sie gern Platten auflegen. Die Musik der 1980er-Jahre hat es ihr dabei ganz besonders angetan.

In den Jahren der Korruptionsskandale übernahm Sáenz de Santamaría übergangsweise Ministerien, deren Inhaber zurücktreten mussten. Sie selbst blieb – in einem reichlich korrupten Umfeld – bisher unbeschadet.

Die Tageszeitung USA Today führt die Madrider Nummer zwei als eine der fünf einflussreichsten Frauen Europas. Die einflussreichste Frau Spaniens ist sie allemal. Sollte sie ihre neue Aufgabe meistern, ist das wohl der entscheidende Schritt, um Rajoy einmal zu beerben. (Reiner Wandler, 29.10.2017)