Ein junger Christoph Waltz im Film "Kopfstand".

Foto: Viennale

Ein Schnappschuss von der Lusthaus-Party.

Foto: Gabriele Keller

Wenn der Film "Kopfstand" mit einem von Karl Ratzer gesungenen Text "I'm going crazy ..." beginnt, weiß man schnell, auf welchem Terrain man sich befindet. In dem großartigen Schwarz-Weiß-Film, der den Psychiatriealltag der 80er-Jahre zum Thema hat und nicht umsonst dem Psychiatriereformer Franco Basaglia gewidmet ist, spielt Christoph Waltz 1981 eine seiner ersten Rollen. Er hat sich damals wohl auch kaum träumen lassen, dass er 36 Jahre später auf der Viennale Stargast sein würde.

Nach dem Film stolpere ich von der Sonne geblendet auf die Kärntner Straße und bin verwirrt, welcher Tag und welche Uhrzeit gerade ist. Hat es mit der ungewöhnlichen Kinozeit oder dem Lusthausfest zu tun, auf dem wir bis in die Morgenstunden getanzt haben und mit dem letzten Shuttlebus in die Innenstadt gefahren sind?

Den Filmen hinterher?

Langsam komme ich zu mir und stelle mit Bedauern fest, dass die aufregenden Viennale-Tage, begonnen mit meiner Wahl in die Publikumsjury, mit bis zu drei beziehungsweise bei manchen von uns auch bis zu fünf Filmen pro Tag zu Ende gehen. Irgendwie habe ich mich schon an diesen Alltag zwischen U1, U4 und den Veranstaltungsorten so gewöhnt, dass ich mir ein Leben "ohne" im Moment gar nicht vorstellen mag.

Die Filme ziehen schon bald weiter zu anderen Festivals, soll ich hinterher – oder kann ich auf die Viennale 2018 warten? Ich kenne ja die Zukunft des Wiener Filmfestivals nicht, aber ich hoffe inständig, dass es noch weitere 55 Jahre besteht und dass ich noch viele, viele spannende und bereichernde Kinostunden, Gespräche mit Filmemachern, Konzerte und Partys vor mir habe.

Resümee

Die Filmreise hat mich tatsächlich an die unterschiedlichsten Orte gebracht, ich habe viel gelacht, aber auch geweint, und nicht nur etwas von der Welt, sondern vor allem über mich selbst erfahren. Ich habe insgesamt 24 Filme gesehen, auffallend viele mit älteren Menschen – unter anderem "Lucky", "Hannah", "Last Flag Flying" – und auffallend viele, in denen Kinder eine tragende Rolle gespielt haben. So wie "The Florida Project", "The Night I Swam", "Berg Fidel – eine Schule für alle", "Estiu 1993". Es sollte einen eigenen Preis für sie geben! Die Kinder und die Regisseure und Regisseurinnen haben wunderbare Arbeit geleistet und beeindruckende Werke zustande gebracht.

Persönlich wünsche ich mir noch viele Stunden im Kino, in einer Atmosphäre, in der (manchmal) nicht einmal das Rascheln von Chipssackerln stört, ein Gemeinschaftserlebnis, wo andere mit einem schmunzeln, lachen, weinen und auch ab und zu applaudieren. (Gabriele Keller, 1.11.2017)