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Durchschnittlich verfügen Österreicher pro Kopf über ein Netto-Finanzvermögen von 51.980 Euro.

Foto: Reuters/Kai Pfaffenbach

Wien/München – Die Hälfte der Österreicher hat nach Abzug der Schulden weniger als 16.000 Euro auf der hohen Kante liegen. Sie bilden die "Vermögens-Unterklasse" mit weniger als 30 Prozent des durchschnittlichen Nettogeldvermögens pro Kopf. Im Schnitt besitzen die Österreicher pro Kopf ein Finanzvermögen von 51.980 Euro netto – also Guthaben abzüglich Schulden, zeigt eine Allianz-Studie vom Montag.

Aus Sicht der Allianz Versicherung ist das Festhalten der Österreicher am Sparbuch eine "Aufstiegsbremse". "Um in die Mittelklasse aufzusteigen, sind Veränderungen im individuellen Veranlagungsverhalten dringend notwendig", meint Martin Bruckner, Chief Investment Officer der Allianz Gruppe in Österreich. Die "gläserne Decke", die die untere Hälfte der Österreicher daran hindere, mit den anderen aufzuholen, wäre zu durchbrechen, wenn Österreicher "umsparen" und sich nicht mehr so stark darauf verlassen, aus Arbeitseinkommen Ersparnisse zu bilden, sondern "ihr Geld für sich arbeiten lassen".

Schlusslicht bei den Renditen

In die gleiche Kerbe schlagen die Finanzdienstleister in der Wirtschaftskammer in einer Aussendung am Tag vor dem Weltspartag. Österreich sei europaweites Schlusslicht bei den Renditen auf privates Geldvermögen. In Österreich sei die Rendite zwischen 2012 und 2015 nach Abzug der Inflation nur bei einem Prozent gelegen, weil heimische Sparer nach wie vor stark auf sicherheitsorientierte Veranlagungsformen wie Sparbücher setzen, schreibt Hannes Dolzer, Obmann des Fachverbands Finanzdienstleister in der Wirtschaftskammer Österreich.

Laut Allianz-Studie gehört die Hälfte der Österreicher zur "Unterklasse" bei den Netto-Geldvermögen, weitere 40 Prozent zur "Mittelklasse" mit Vermögen zwischen 15.590 Euro und 93.560 Euro, nur zehn Prozent kommen auf mehr als 93.560 Euro pro Kopf, das sind 180 Prozent des Durchschnitts. An der Verteilung der drei Vermögensklassen hat sich in Österreich seit dem Jahr 2000 nichts verändert, auch wenn die Beträge seither gestiegen sind. Damals lagen die Schwellenwerte zwischen den Vermögensklassen bei 8.570 Euro und 51.420 Euro.

Große Verschiebungen seit dem Jahr 2000

Weltweit hat es hingegen seit dem Jahr 2000 eine große Verschiebung gegeben. Gehörten damals erst 450 Millionen Menschen zur Vermögensmittelklasse, so sind es nun eine Milliarde Menschen. Knapp 600 Millionen Menschen ist seither der Aufstieg aus der Unterklasse gelungen, darunter 400 Millionen Menschen in China. Die weltweite Vermögensunterklasse zählt 5,5 Milliarden Menschen, die ein Nettogeldvermögen unter 7.700 Euro haben. Etwa 550 Millionen Menschen zählen zur weltweiten Vermögensoberklasse mit mehr als 45.900 Euro.

Drei Faktoren helfen laut Studienautoren beim Aufstieg: eine konsequente Politik für Bildung und Chancengleichheit (wie etwa in Skandinavien), ein langfristig orientiertes Anlageverhalten mit der breiten Förderung einer kapitalgedeckten Altersvorsorge (Beispiel: Niederlande) und hohes Wirtschaftswachstum (China). Finanzbildung spiele dabei eine ganz entscheidende Rolle. (APA, 30.10.2017)