Der "Football Manager 2018" bringt eine Reihe von Neuerungen mit – darunter auch das Coming-out homosexueller Spieler.

Foto: Football Manager 2018

Es ist sehr übersichtlich geworden im Genre der PC-Fußballmanager. Die "Anstoss"-Reihe ist seit der Pleite des Herstellers Ascaron Geschichte, EAs Konkurrent wird seit einigen Jahren nicht mehr fortgesetzt. Der "Championship Manager" bedient nur noch iOS und Android und die Spieltiefe des Newcomers "Torchance" ist eher überschaubar.

Nur das britische Entwicklerteam von Sports Interactive bedient angehende Teamchefs seit Jahrzenten unbeirrt mit seinem "Football Manager", der liebevoll auch "Footyman" genannt wird. Obwohl offiziell gar nicht in deutscher Fassung zu haben, gibt es auch in Mitteleuropa eine sehr aktive Community. Und die ist nun in der Beta der 2018er-Version auf ein bisher unbekanntes neues Feature gestoßen: Homosexuelle Spieler.

"Joel Moore vom FC Blackley hat sich heute als homosexuell geoutet", heißt es auf dem auf Twitter veröffentlichten Screenshot. Sports-Interactive-Entwickler Miles Jacobson bestätigt den Fund. "Ich habe nicht erwartet, dass es so schnell gefunden werden würde", schreibt er. "Man bekommt einen kleinen Merchandise-Boost, wenn es passiert."

"Wir wollen, dass es positiv gesehen wird"

Die Umsetzung ist darüber hinaus recht unspektakulär gehalten. Um Klagen zu vermeiden, werden nur vom "Football Manager 2018" generierte Kicker, die etwa in den Jugendabteilungen auftauchen oder von Scouts entdeckt werden, ein Coming-out haben können. Aber auch hier gibt es Einschränkungen, da dies nur auf Spieler zutrifft, die nicht aus einem Land kommen, in denen Homosexualität unter Strafe steht.

"Wir wollen, dass es als eine positive Sache gesehen wird", erklärt Jacobson gegenüber der BBC. Homosexualität ist völlig normal und es ist richtig, das ins Spiel einzubauen." Er selbst findet es "seltsam", dass dies im Fußball immer noch "ein Problem" sei, also wolle man zeigen, dass ein solches Coming-out eine "positive Sache" sein könne. "Es ist verrückt, dass wir 2017 noch in einer Welt Leben, in der Menschen nicht einfach sie selbst sein können."

Fußball als schwieriges Umfeld

In der Tat gilt das Umfeld im Fußballsport hier als problematisch. Einige Spieler haben ihr Coming-out erst nach Ende ihrer aktiven Laufbahn gewagt und dies unter anderem mit mangelnder Akzeptanz durch Fans, aber auch der Führungsebenen begründet. US-Profi Robbie Rogers beendete etwa 26-jährig zeitgleich mit der Bekanntgabe seine Karriere, kehrte aber einige Monate später wieder zurück. Er spielt heute bei LA Galaxy.

Das in unseren Breitengraden bekannteste Beispiel für einen homosexuellen Fußballer dürfte Thomas Hitzlsperger sein. Der einstige deutsche Nationalkicker machte seine Neigung zum gleichen Geschlecht Anfang 2014 öffentlich, allerdings auch erst nach seinem Karriereende im vorhergehenden Sommer.

Gegen homophobe, aber auch rassistische und frauenfeindliche Tendenzen im Fußball wenden sich mittlerweile mehrere Initiativen, in Österreich etwa Fairplay. Dazu wird entsprechende Arbeit teilweise auch von den Vereinen selbst geleistet.

Antisemitischer Eklat in Italien

Aufholbedarf gibt es allerdings nach wie vor – erst vor einigen Tagen sorgten Fans des Lazio Rom für internationale Schlagzeilen. Sie hatten im Stadion der AS Roma Sticker angebracht, auf dem eine Fotomontage von Anne Frank im Trikot des Stadtrivalen zu sehen war.

Anne Frank war ein jüdisches Mädchen, das mit ihrer Familie aufgrund der zunehmenden Nazi-Repressalien in die Niederlande ausgewandert war. 1940 annektierte die Wehrmacht allerdings den kleinen Nachbarstaat und auch hier wurde zunehmend Druck auf Juden ausgeübt. Seit 1942 lebten Frank und ihre Familie schließlich versteckt in Amsterdam, im selben Jahr begann sie, ihr Tagebuch zu schreiben, das nach dem Krieg veröffentlicht wurde und heute als eines der wichtigsten Zeitzeugen-Dokumente gilt. Das Versteck war schließlich verraten worden. Anne Frank starb 1945 im Konzentrationslager Bergen-Belsen.

Die Sticker-Aktion der Lazio-Ultras ist dabei kein Einzelfall. Im italienischen Fußball gab es auch in jüngerer Vergangenheit immer wieder Probleme mit Rassismus, Rechtsextremismus und Homophobie in den Reihen der Fans.

Football Manager

Der "Football Manager 2018" befindet sich derzeit noch im Early-Access-Stadium. Das Spiel soll am 10. November in fertiger Version für Windows, macOS und Linux erscheinen. (gpi, 30.10.2017)