München – Im Prozess gegen den mutmaßlichen Waffenverkäufer des Amokläufers von München ist es zu einem Eklat gekommen. Während der Verhandlung stand der Vater eines der Todesopfer auf, schlug mit der Faust gegen eine Trennwand und rief in Richtung des Angeklagten: "Du sollst nie rauskommen!" Der Vorsitzende Richter verwies den Nebenkläger des Saals.

Der Sohn des Mannes, der die Fassung verlor, gehört zu den neun Menschen, die David S. am 22. Juli 2016 im Olympia-Einkaufszentrum erschoss, bevor er sich selbst tötete. Der in Untersuchungshaft sitzende Angeklagte Philipp K. soll ihm die Tatwaffe vom Typ Glock 17 verkauft haben. Er ist wegen fahrlässiger Tötung in neun Fällen und illegalen Waffenhandels auch in weiteren Fällen angeklagt. Zum Prozessauftakt hatte er ein Geständnis abgelegt.

Das Gericht setzte am Montag 13 neue Termine von Dezember 2017 bis Ende Februar 2018 an. Die Unterbrechung während des Novembers werde benötigt, um eine hohe Zahl neuer Beweisanträge zu prüfen, sagte der Richter. Vertreter von Hinterbliebenen hatten zuvor zwölf Anträge eingebracht, in denen sie eine genauere Untersuchung verschiedener Hinweise forderten. Zum größten Teil geht es darin um Protokolle von Unterhaltungen, die der Angeklagte, der Amokläufer und mögliche Zeugen über eine Internetplattform führten.

Vorwürfe gegen Behörden

Die Anwälte Seda Basay und Yavuz Narin, von denen elf der Anträge stammen, machten den Ermittlungsbehörden schwere Vorwürfe. So hieß es in den Anträgen, die Münchner Staatsanwaltschaft habe Absprachen mit Philipp K. getroffen und ihm Straferleichterungen versprochen. In der Folge seien möglicherweise für K. belastende Chatprotokolle nicht zu den Gerichtsakten genommen worden. Staatsanwalt Florian Weinzierl bezeichnete die These von angeblichen Absprachen als "wilde Fantasien" und "plumpe Provokationen". (APA, 30.10.2017)