Die Architekten Andreas Cukrowicz (links) und Anton Nachbaur-Sturm (rechts) haben sich von der Idee eines transparenten, lichtdurchlässigen Klangspeichers inspirieren lassen.

Foto: Cukrowicz Nachbaur Architekten

Letzten Freitag war Andreas Cukrowicz (48) mit seiner Familie auf Urlaub in Umbrien und besuchte die Eremitage des Franz von Assisi. "Ich dachte mir, genau jetzt wird der Wettbewerb zum neuen Konzertsaal in München juriert. Sollten wir gewinnen, werde ich Francesco noch einmal einen Besuch abstatten." Das Schicksal nahm seinen Lauf, und der Architekt löste sein Versprechen noch am Sonntag ein.

Mit seinem Büropartner Anton Nachbaur-Sturm (52) gewann der Bregenzer Planer den Wettbewerb zum Neubau des Konzertsaals in München. Seit 15 Jahren geht die Weißwurstmetropole mit der Idee schwanger, ein neues Musikzentrum zu errichten. Das Konzept, dieses auf dem ehemaligen Fabrikareal des Kartoffelknödelproduzenten Pfanni zu errichten und sich auf diese Weise in Form von Erbpachtrecht auf ewig an die Pfanni-Erben zu binden, macht nicht alle glücklich. Genauso wenig wie das prämierte Architekturprojekt. Von einem gläsernen Sarg sprechen die einen, von einem "nicht so spektakulären, aber auch nicht hässlichen" Entwurf die anderen.

Da das Haus mitten in einem ehemaligen Industrieareal entstehen soll, haben sich die Architekten von der Idee eines transparenten, lichtdurchlässigen Klangspeichers inspirieren lassen: "Wir haben uns bewusst für eine einfache, prägnante Form entschieden. Das liegt uns mehr als das Spektakuläre."

Die Zurückhaltung spiegelt sich in den Projekten des 1996 gegründeten Büros Cukrowicz/Nachbaur wider – darunter viele Wohnbauten, Sporthallen, Volksschulen, Kirchen, Gemeindeämter, Industriebauten und sogar Bühnenbilder. Das Einfache siegt über das Komplizierte. Zu den wichtigsten Projekten der letzten Jahre zählen Uni- und Laborgebäude in München sowie das Vorarlberg-Museum in Bregenz, bei dem die Betonfassade mithilfe von ganz normalen PET-Flaschenböden eingeschalt und entsprechend blumig ausformuliert wurde.

Aktuell arbeiten die beiden an einer Bischofsgruft in Rottenburg am Neckar, die mit 1.500 Jahre alter Friedhofserde errichtet wird. "In diesem Lehm sind sogar kleine Knochensplitter drinnen. Dieser Ort hat wirklich Energie!" Und wo finden die beiden Architekten ihre eigene Energie? "Im Yoga und im einsamen Wandern durch die Berge. In allem, was uns erdet, denn unser Job ist schon aufregend genug." (Wojciech Czaja, 31.10.2017)