Wien – Grüne Meerkatzen (Chlorocebus) tragen häufig das Simiane Immundefizienz-Virus (SIV) in sich, aus dem das menschliche Immunschwächevirus HIV entstand, erkranken aber nicht an Aids. Wiener Forscher entdeckten nun, dass sich die Wege dieser Primaten und der Viren schon seit Hunderttausenden Jahren kreuzen. Durch die lange Anpassung dürften die Meerkatzen einen Schutz vor der Immunschwäche entwickelt haben, berichten die Wissenschafter im Fachmagazin "Nature Genetics".

Für die Studie hat das internationale Team um Magnus Nordborg und Hannes Svardal vom Gregor Mendel Institut für Molekulare Pflanzenbiologie (GMI) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) in Wien das Erbgut von 163 Grünen Meerkatzen aus neun Ländern Afrikas und von drei karibischen Inseln sequenziert, wo sie während der Kolonialzeit eingeschleppt wurden.

Vielfältige Meerkatzen

Nicht nur die einzelnen Unterarten unterscheiden sich in ihrer DNA deutlich: Die Tiere sind auch innerhalb der fünf bis sieben Unterarten, die man voneinander abgrenzt, genetisch bedeutend vielfältiger als einzelne Menschen-Populationen, erklärte Svardal, der mittlerweile an der Universität Cambridge (Großbritannien) forscht.

Der genetische Stammbaum der Meerkatzen-Unterarten sei quasi deckungsgleich mit dem Stammbaum der SI-Viren, sagte der Forscher: "Die Viren sind demnach nicht neue Krankheitserreger für die Affen, die sich in den einzelnen Unterarten verbreitet haben, sondern existierten wohl schon in deren gemeinsamen Vorfahren". Durch die lange gemeinsame Stammesgeschichte hatten die Viren sehr viel Zeit, sich an die Meerkatzen anzupassen und umgekehrt. Selbst Affen können keine SIV-Infektion verhindern, aber vermeiden, dass die Viren ihr Immunsystem zerstören.

Bei den Meerkatzen habe zum Beispiel eine starke Selektion bei Genen stattgefunden, von denen auch bei Menschen bekannt ist, dass sie einige andere Virenarten kontrollieren. Diese verursachen normalerweise keine Symptome, lösen aber bei Aids-Patienten Komplikationen aus, die bis zum Tod führen können, erklärte Svardal. Diese Erkenntnisse könnten bei der Entwicklung von HIV-Therapien hilfreich sein, so der Forscher. (APA, 31.10.2017)