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Die Aktion kurz nach dem Start, als Sebastian Vettel gegen das Heck von Lewis Hamilton krachte und dabei einen Teil seines Frontflügels verlor.

Foto: AP/Moises Castillo

Mexiko-Stadt – Die WM-Entscheidung in der Formel 1 ist in Mexiko praktisch am Start gefallen. Lewis Hamilton und Sebastian Vettel fielen am Sonntag nach einer Kollision weit zurück. Damit war Hamilton in der besseren Lage, da Vettel zumindest Zweiter werden musste, um noch eine Chance auf den Titel zu haben. Für den Deutschen war das die einzige Strafe für ein weiteres regeltechnisch wohl sanktionswürdiges Manöver.

Als Pole-Setter musste sich Vettel bereits in der ersten Kurve gegen den späteren Sieger Max Verstappen im Red Bull verteidigen. Der Ferrari-Star versuchte, den Niederländer weit hinauszudrängen, steckte dann aber vor der zweiten Kurve zurück, bevor es noch schlimmer kommen konnte. Beim Kontakt zerstörte sich Vettel einen Teil seines Frontflügels.

Hamilton sah anschließend seine Chance und zog an Vettel vorbei auf Position zwei. Verstappen konnte er jedoch nicht überholen und musste auf die Bremse treten. Genau in dem Moment fuhr Vettel mit seinem Flügel in das rechte Hinterrad des Briten und schlitzte einen Reifen auf.

Vettel am Rande einer Strafe

Die ungestüme Herangehensweise des Deutschen, der Hamilton schon in Baku seitlich in den Wagen gefahren war, ließ im Fahrerlager und bei den Fans die Wogen hochgehen. "Sebastian hätte das Rennen gewinnen können. Warum er so etwas macht, verstehe ich nicht", sagte Mercedes-Aufsichtsratschef Niki Lauda. "Lewis kann überhaupt nichts dafür. Er war klar vorne, und Sebastian ist hineingedriftet", meinte der Wiener.

Die Rennkommissare untersuchten die Situation und kamen zu dem Ergebnis, es habe sich um einen normalen Vorfall während eines Rennens gehandelt. Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff konnte das nicht ganz nachvollziehen. "Es geht um die Weltmeisterschaft, und unter normalen Umständen hätte er wohl eine Strafe bekommen", sagte Laudas Landsmann über Vettel.

Auch Hamilton sah keinen Fehler bei sich. "Ich denke nicht, dass ich zu aggressiv war. Ich habe mein Auto in die perfekte Position gebracht und dem Auto dahinter viel Platz gelassen", verteidigte sich der seit Sonntag viermalige Weltmeister.

Vettel blockte bei Fragen zu dem Thema ab. "Ich glaube, es ging so ziemlich alles in die Hose nach der ersten Kurve", meinte er nur. "Lewis hat heute die Weltmeisterschaft gewonnen. Das ist das Wichtigste." Bei den Reaktionen in den Sozialen Medien kam der Ferrari-Mann mehrheitlich nicht gut weg.

Vettel noch immer "auf Bewährung"

Wegen seines Ausrasters in Baku fährt Vettel noch immer "auf Bewährung". Der Automobil-Weltverband (FIA) hatte Anfang Juli nur von einer harten Strafe abgesehen, weil sich der Deutsche in aller Form für sein Verhalten entschuldigt hatte. Außerdem musste er sich dazu bereit erklären, eine Art soziale Arbeit für die FIA abzuleisten und an erzieherischen Maßnahmen für Nachwuchsfahrer teilzunehmen.

Dass die Stewarts der FIA womöglich wieder zugunsten eines Ferrari-Piloten ein Auge zudrückten, hinterließ bei vielen einen Beigeschmack. Vor einer Woche hatte Verstappen beim Grand Prix der USA in Austin eine Fünf-Sekunden-Strafe ausgefasst, weil er bei einem Überholmanöver die Strecke verlassen hatte. Dass er dadurch nachträglich vom dritten auf den vierten Platz zurückfiel, erfuhr der Niederländer auf dem Weg zur Siegerehrung. Dritter wurde Kimi Räikkönen, der zweite Ferrari-Pilot. (APA, 30.10.2017)