Wien – Die Stammzellentherapie hat großes Potenzial für die Erneuerung geschädigten Knorpelgewebes. Bisher war aber unklar, ob die Stammzellen selbst für die Regeneration verantwortlich sind, oder ob sie diese nur auslösen. Forscher der Veterinärmedizinischen Universität Wien berichten nun im Fachjournal "JCI-Insight", dass die Stammzellen eher die Regisseure als die Akteure bei der Regeneration sind.

Erste klinische Studien zur Stammzelltherapie von beschädigten Knorpel würden sowohl in der Human- als auch in der Veterinärmedizin laufen, sagte Reinhold Erben vom Department für Biomedizinische Wissenschaft der Vetmeduni. Noch verstehe man aber nicht genau, was nach der Injektion der Stammzellen ablaufe.

Die Wissenschafter um Erben konnten die Wirkung der Stammzellen mithilfe eines neuen, lebensnahen Systems erstmals nachverfolgen. Sie zeigten im Tiermodell, dass die mesenchymalen Stammzellen, die sogenannten Vorläuferzellen des Bindegewebes, nach ihrer Injektion die körpereigenen Zellen anregen, das geschädigte Knorpelgewebe zu heilen und nicht selbst die Regeneration vorantreiben.

Stammzellentherapie besser verstehen

Die Forscher nutzten dazu ein von ihnen neu entwickeltes Modellsystem. Damit konnte erstmals die sonst übliche Immunreaktion des Empfängers der Stammzellen auf ein Trackingmolekül verhindert werden, das für die Nachverfolgung der injizierten Zellen notwendig ist. Das neue Tiermodell zeigt normale Immunreaktionen, ist aber tolerant gegenüber dem Trackingmolekül.

Der dadurch ermöglichte Vorteil, ein doppelt transgenes System ohne Verlust der Immunkompetenz zu nutzen, soll die Stammzellenforschung auch abseits der Knorpelregeneration unterstützen. "Die von uns erzielten Ergebnisse tragen viel zum Verständnis der Stammzellentherapie bei, da sie erstmals zeigen, dass durch die Therapie die körpereigenen Zellen dazu angeregt werden, die Regeneration von geschädigtem Bindegewebe, wie Knorpel, zu starten", so der Studienleiter. (APA, 1.11.2017)