Gaza – Knapp drei Wochen nach der Unterzeichnung eines Versöhnungsabkommens hat die bisher im Gazastreifen herrschende Hamas mit der Übergabe der Grenzverwaltung an die gemäßigtere Palästinenserbehörde begonnen. Im Beisein ägyptischer Repräsentanten wurde am Mittwoch in einer feierlichen Zeremonie die administrative Kontrolle am Rafah-Übergang nach Ägypten übertragen.

Insgesamt sollen fünf Grenzpunkte übergeben werden, von denen zwei allerdings seit langem geschlossen sind. "Von nun an ist die palästinensische Einheitsregierung komplett zuständig für die Grenzübergänge des Gazastreifens", sagte Hisham Odwan von der Grenzbehörde. Am Dienstag hatte bereits die Übergabe der finanziellen Verantwortung an den Grenzübergängen des Gazastreifens begonnen.

Die beiden größten Palästinenserorganisationen Fatah und Hamas hatten am 12. Oktober in Kairo ein Versöhnungsabkommen vereinbart. Ziel ist eine einheitliche Herrschaft im Gazastreifen und im Westjordanland. Die bisher nur das Westjordanland kontrollierende palästinensische Regierung von Präsident Mahmoud Abbas soll bis 1. Dezember die vollständige Verwaltung des Gazastreifens übernehmen.

Terrororganisation

Die Hamas hatte 2006 bei Parlamentswahlen gesiegt und ein Jahr später gewaltsam die alleinige Kontrolle des Gazastreifens übernommen. Israel, EU und USA stufen die Hamas als Terrororganisation ein. Seit mehr als einem Jahrzehnt gab es de facto zwei getrennte Regierungen und keine neuen Parlaments- oder Präsidentschaftswahlen mehr. Nach zehn Jahren der Gaza-Blockade durch Israel und teilweise auch Ägypten, auf Druck von Abbas und angesichts katastrophaler Zustände im Gazastreifen bekundete die Hamas zuletzt ihre Bereitschaft zum Einlenken. (APA, dpa, 1.11.2017)