Air Berlin hat Mitte August Insolvenz angemeldet.

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Berlin/Schwechat/Frankfurt – Das Amtsgericht Berlin-Charlottenburg hat am Mittwoch offiziell das Insolvenzverfahren im Fall der bankrotten Fluggesellschaft Air Berlin eröffnet. Wie das Unternehmen mitteilte, wurde bei dem Verfahren über das Vermögen aller Gesellschaften von Air Berlin Eigenverwaltung angeordnet.

Die Niki-Mutter hatte Mitte August Insolvenz angemeldet, danach begann die Frist für Angebote interessierter Käufer. Der Flugbetrieb endete am vergangenen Freitag.

Im Insolvenzverfahren wurde nun Eigenverwaltung angeordnet. Formal handelt es sich um drei Insolvenzverfahren – für die Aktiengesellschaft Air Berlin PLC, für die Air Berlin PLC & Co. Luftverkehrs KG und für die Air Berlin Technik GmbH. Mit Eröffnung des regulären Verfahrens können nun die Gläubiger ihre Forderungen geltend machen.

Ein Großteil des Unternehmens soll an die AUA-Mutter Lufthansa gehen. Die britische Fluggesellschaft Easyjet will ebenfalls Teile von Air Berlin übernehmen. Der Logistikdienstleister Zeitfracht und das Wartungsunternehmen Nayak erhielten den Zuschlag für die Techniksparte der Airline.

Angeblicher Brief von Eurowings-Mitarbeitern

Unterdessen warnen Mitarbeiter der Lufthansa-Tochter Eurowings offenbar in einem offenen Brief an Air-Berlin-Kollegen vor ihren eigenen Jobs. In dem Schreiben, über das am Mittwoch unter anderem die "Bild"-Zeitung berichtete, heißt es, viele Mitarbeiter von Eurowings Europe wären bereit, "sofort zu Ryanair zu wechseln". Der irische Billigflieger wird immer wieder für seine Arbeitsbedingungen kritisiert. Das Schreiben ist anonym, seine Echtheit war zunächst nicht eindeutig gesichert.

Eurowings-Chef Robert Jahn sprach in der "Bild"-Zeitung von "falschen Behauptungen", die "in hohem Maße geschäftsschädigend" seien. Zudem würden die Air-Berlin-Mitarbeiter für die Durchsetzung eigener Interessen instrumentalisiert.

Letzter Flieger in Island abholbereit

Unterdessen kann Air Berlin sein letztes Flugzeug abholen – es steht noch auf einem isländischen Flughafen. Air Berlin habe seine Schulden beim internationalen Flughafen Keflavik am Montag beglichen. Zuvor hatte "faz.net" berichtet.

Der isländische Flughafenbetreiber hatte den Airbus mehr als eine Woche lang nicht starten lassen, weil die deutsche Fluggesellschaft vor der Insolvenz Gebühren nicht gezahlt hatte. Nach isländischem Recht könne die Maschine deshalb festgehalten werden, hatte Isavia erklärt. Air Berlin hatte das als rechtswidrig bezeichnet.

Wann der Flieger nun abgeholt wird, war zunächst nicht klar. Die anderen Air-Berlin-Flugzeuge stehen derzeit auf dem ungenutzten Vorfeld des Hauptstadtflughafens BER in Schönefeld sowie auf einem extra Gelände des Flughafens Düsseldorf. Die Lufthansa übernimmt 81 Maschinen, Easyjet 25. (APA, AFP, 1.11.2017)