Die Wälder rund um Stiwoll sind teilweise sehr steil und unwegsam, es gibt alte Stollen und Höhlen. Die Polizei sucht weiter nach F.

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Stiwoll/Graz – "Stiwoll ist wie ausgestorben, es ist eine unheimliche Stimmung, die Straßen sind leer, die Leute treffen sich in ihrer Werkstatt oder beim Wirt", erzählt ein Einwohner der steirischen Ortschaft im Bezirk Graz-Umgebung mit knapp 720 Einwohnern im STANDARD-Gespräch. Hunderte Polizisten sind auch zu Allerheiligen weiter im Einsatz, ein Panzerwagen und Polizeibusse rollen über den Dorfplatz, Beamte mit kugelsicheren Westen und Hunden durchstreifen die unwegsamen, teilweise steilen Wälder der Umgebung. Auch nachts fliegen Hubschrauber tief über die Hügel.

ORF-Beitrag: Am Mittwoch ging die Fahndung nach dem mutmaßlichen Doppelmörder von Stiwoll weiter, von ihm fehlte weiterhin jede Spur. Die Alarmfahndung in Nieder- und Oberösterreich verlief erfolglos.
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"Wir schlafen nicht gut", sagt der Mann weiter, und seinen Hund lasse er zurzeit nicht aus dem Haus, "am Ende wird er noch erschossen, was weiß man."

Spurlos verschwunden

Friedrich F., der am Sonntag seine Nachbarn Adelheid H. und Gerhard E. erschoss und eine weitere Frau schwer verletzte, bleibt auch am Mittwoch spurlos verschwunden. Das Einsatzkommando Cobra durchsuchte in der Nacht auch alte, teilweise einbruchgefährdete Stollen eines einstigen Silberbergwerks ohne Erfolg. Auch eine Spur nach Niederösterreich, der man nach einem konkreten Hinweis folgte, blieb kalt.

Die obskure Internetseite, auf der F. namentlich und mit Fotos verschiedene Personen aus Politik und Justiz anprangert und wechselweise von DDR- oder Nazi-Methoden schwadroniert, ist weiter online. Auf Facebook war F. mit Personen von AfD und FPÖ vernetzt. Er sei "kein Natzi" (sic), schreibt F., der mit einem Transparent mit der Aufschrift "Heil Hitler!" durch die Gegend fuhr.

Ob der Mann, dessen Kastenwagen die Polizei unweit vom Tatort im Wald fand, sich irgendwo in Wald selbst tötete oder sich in einem leeren Gehöft oder einer Höhle verschanzt hält? Vermutungen gibt es viele.

"Den hat wer abgeholt"

Die Polizei geht weiter von "allen Eventualitäten aus", so Sprecher Jürgen Haas am Mittwoch zum STANDARD, das Gelände mache es den Beamten nicht leicht, man habe sicher noch nicht alles durchkämmt, untersuche aber natürlich auch Höfe und leer stehende Wirtschaftsgebäude.

"Den hat wer abgeholt, einer von den Staatsverweigerern", sagt ein Stiwoller und ist mit dem Verdacht nicht allein. Andere sagen, er sei "durchtrainiert und gut vernetzt" und verstecke sich irgendwo – "und wenn er wieder kommt, kracht's noch einmal, er hat nichts zu verlieren". Polizeisprecher Haas wiegelt ab: "Es schweben viele Gerüchte umher, wir haben aber explizit keine Verbindung zu Staatsverweigerern oder Identitären finden können." (cms, 1.11.2017)