Den richtigen Job zu finden wird immer schwieriger. Eltern müssen ihrem Kind dabei zur Seite stehen.

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Laura ist neun, will unbedingt Fußballerin werden und in der österreichischen Nationalmannschaft spielen. Immer wenn sie das ihren Eltern erzählt, sagen diese, dass Laura diese Entscheidung erst machen soll, wenn sie groß ist.

Der vierzehnjährige Vincent ist im letzten Schuljahr. Die Klassenlehrerin und seine Eltern reden mit ihm fast nur mehr darüber, was er in der Folge machen oder welchen Job er erlernen soll. Sie machen viele Vorschläge, aber eigentlich will Vincent nur seine Ruhe haben.

Die dreizehnjährigen Zwillinge Erik und Leon bekommen von den Eltern zu hören, dass sie sich schön langsam überlegen sollten, womit sie später ihr Geld verdienen möchten. Während Erik sehr gerne Arzt werden will, hat Leon im Gegensatz dazu noch keine konkrete Vorstellung.

Die eigene Berufswahl

Fast alle Menschen, die noch aktiv im Arbeitsleben stehen, haben im Laufe ihres Lebens entweder ihren Job gewechselt oder arbeiten in einem anderen Berufszweig als jenem, für den sie ausgebildet wurden. Früher hat man einen Beruf erlernt und diesen bis zur Pension ausgeübt. Heute ist es völlig normal, mehrmals den Job oder das Berufsfeld zu wechseln.

Kinder und Jugendliche haben heute breit gestreute Möglichkeiten und können aus vielen Berufsfeldern wählen. Das hat aber nicht nur Vorteile: Die große Auswahl überfordert Eltern und Jugendliche, da oft Wunsch und Vorstellungen vom zukünftigen Beruf nicht übereinstimmen.

Eigenständige Entscheidung

Jugendliche machen die Erfahrung, dass eine große Bandbreite an Entscheidungsmöglichkeiten auch eine Last sein kann. Gleichzeitig gibt es aber in der Gesellschaft auch einen Engpass, den viele Junge erleben. Es bewerben sich Hunderte für eine Lehrstelle, und schon beim Vorstellungsgespräch oder beim Aufnahmetest herrscht eine Konkurrenzsituation, der viele nicht gewachsen sind. Die Selbstverständlichkeit, einen geeigneten Ausbildungsplatz zu bekommen, ist nicht gegeben, und unter vielen Jugendlichen herrscht Perspektivlosigkeit. In dieser Situation müssen Eltern und Bezugspersonen die Kinder aufmuntern und zur weiteren Suche motivieren.

Die Schere zwischen Bildung und Arbeit

Es ist klar, dass es früher viel einfacher war, eine Lehrstelle zu bekommen. Jugendliche hatten weniger Druck, für fast jeden gab es die Möglichkeit, Arbeit zu finden. Waren es damals vor allem Schüler, die nach dem Polytechnischen Lehrgang oder nach der Hauptschule eine Lehre angetreten haben, beginnen heutzutage immer mehr Maturanten nach dem Abschluss eine Lehre. Das bedeutet eben auch noch mehr Konkurrenz bei der Lehrstellensuche.

Aufgrund der vielen Möglichkeiten, die es für die Berufswahl von Kindern und Jugendlichen gibt, sind Eltern und Bezugspersonen heute mehr denn je gefordert, ihre Kinder bei der Auswahl zu unterstützen. Viele Jugendliche wünschen sich die Unterstützung der Eltern bei der Suche nach dem für sie passenden Beruf. Das bedeutet, dass die Erwachsenen sich mit der Arbeitswelt auseinandersetzen müssen, um gemeinsam mit ihren Kindern die vielfältigen Möglichkeiten zu sortieren und herauszufinden, welche Berufe es gibt und was den Heranwachsenden interessieren könnte.

Praktika können helfen

Oft fehlt die Vorstellung, welcher Job der Richtige ist, welche Voraussetzungen dafür nötig sind und ob er sich als so interessant erweist, dass man ihn auch erlernen möchte. Dabei helfen Praktika in unterschiedlichen Arbeitsbereichen, die die Jugendlichen in den Ferien machen können.

Daher ist es gut, zusammen mit dem Jugendlichen ein, zwei Jahre vor Ende der Schulpflicht bereits zu schauen, ob ein Hineinschnuppern in den Wunschberuf möglich ist. Viele Firmen sind oft daran interessiert, potenzielle Lehrlinge frühzeitig kennenzulernen, um besser einschätzen zu können, ob alle auch die richtige Entscheidung treffen.

Manchmal ist es auch hilfreich für Jugendliche, mit den Eltern gemeinsam nach Perspektiven zu suchen: Wie schauen die Verdienstmöglichkeiten aus, und welche Nebenkosten kommen auf einen zu. Es geht darum, Vorstellungen über die Realität zu schaffen, die die Jugendlichen erreichen möchten. Da hilft es klar aufzuzeigen, wie hoch zum Beispiel die Miete einer durchschnittlichen Wohnung ist. Das Kind muss ja später selbst für solche Kosten aufkommen, und der Job muss das alles abdecken können. Dies bedeutet nicht, dass die Realität die Jugendlichen desillusionieren soll.

Orientierung an Vorbildern

Die meisten Jugendlichen orientieren sich an irgendwelchen Vorbildern. Manchmal sind es Superhelden, die im normalen Leben einer realen Arbeit nachgehen, oder es sind Helden, die mutige Dinge tun. Oder scheint das Leben eines Stars faszinierend zu sein oder einfach nur der Wunsch danach, berühmt und bekannt zu sein. So wollen Jugendliche Spieleentwickler werden oder große Erfindungen machen, zum Mond fliegen und diesen entdecken. Das Ernstnehmen von Wünschen ist genauso wichtig wie das Aufzeigen der Schwierigkeit der Umsetzung, denn nicht jeder kann ein berühmter Schauspieler werden, zur Spezialeinheit Cobra gehen oder als Astronaut zum Mond fliegen.

Jedoch hilft dem Kind und dem Jugendlichen die ernste Auseinandersetzung damit vielleicht, seine Wünsche zu relativieren und sie auf später zu verschieben. Oder sie sich als Ziel zu stecken, für die Zukunft.

Ihre Erfahrung?

Welche Unterstützung hat Ihr Kind bei der Suche nach dem passenden Beruf benötigt? Was war ausschlaggebend für Ihre Berufswahl? Arbeiten Sie in dem Beruf, den Sie ursprünglich erlernt haben? Posten Sie Ihre Erfahrungen, Fragen und Ideen im Forum! (Andrea Leidlmayr, Christine Strableg, 3.11.2017)