Eine Studie zeigt: Je mehr Kalzium kariogene Bakterien abbauen, umso höher ist ihre Kalziumtoleranz und desto besser können sie überleben.

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Basel – Karies zählt zur häufigsten Infektionskrankheit weltweit, etwa 99 Prozent der Erwachsenen sind davon betroffen. Besonders zuckerhaltige Süßigkeiten fördern Karies, da die Bakterien den Zucker in Säure umwandeln, die dann wiederum den Zahnschmelz angreift und Kalzium aus den Zähnen herauslöst. Das Kuriose daran: Das frei werdende Kalzium vertragen die Bakterien eigentlich schlecht. Basler Forscher haben nun herausgefunden, wie sie trotzdem überleben.

Die kariogenen Mundbewohner leben in Biofilmen, umgangssprachlich auch Zahnbelag genannt. Durch die Demineralisierung der Zähne kommt es aber auch zu einer höheren Kalziumkonzentration in der direkten Umgebung der Bakterien, die ihnen normalerweise schaden müsste, wie Forscher der Universität Basel um Monika Astasov-Frauenhoffer betonen.

Kalzium in den Biofilm einbauen

Allerdings entwickeln die Karies verursachenden Bakterien einen Mechanismus, um sich zu schützen. Die Hypothese der Zahnmediziner: Extrazelluläre Polysaccharide, kurz EPS, unterstützen die Überlebensfähigkeit der Bakterien. Dabei handelt es sich um langkettige Zuckermoleküle, die von den Bakterien aus Zuckerrückständen hergestellt werden. Diese EPS besitzen viele Bindestellen für Kalzium, mit denen sie das herausgelöste Kalzium in den Biofilm einbauen, berichten die Wissenschafter in ihrer Studie.

Der toxische Gehalt des Kalziums wird dadurch neutralisiert und die Verankerung der Bakterien im Zahnbelag sogar noch stabiler. Ein weiterer Effekt: Je mehr Kalzium abgebaut wird, umso höher ist die Kalziumtoleranz der Bakterien und desto besser können sie im Zahnbelag überleben. Darüber hinaus fördern diese Polysaccharide auch noch die Entstehung von Karies: "Indem EPS Kalzium binden, hemmen sie die Remineralisation des Zahnschmelzes, weil dadurch nicht mehr genügend freies Kalzium im Zahnbelag enthalten ist", sagt Studienleiterin Astasov-Frauenhoffer. (red, APA, 2.11.2017)