Dänemarks berühmtester Schriftsteller H. C. Andersen sitzt heute als Statue vor dem nach ihm benannten Andersen-Hotel im Zentrum von Odense.

foto: thomas neuhold

St. Knuds Kirke mit Andersen-Statue in Odense. In der Kirche liegen die Gebeine von Dänemarks Nationalheiligem, König Knut IV.

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Die Prinzessin auf der Erbse gehört zu den bekanntesten Andersen-Märchen. Hier dargestellt im Andersen-Museum von Odense.

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Straße im alten Teil von Odense. Rechts das Geburtshaus von H. C. Andersen.

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Des Kaisers neue Kleider – Figurenensemble in Odense. Eine Geschichte über Eitelkeit und Dummheit der Herrschenden sowie Feigheit und Duckmäusertum der Beherrschten.

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In der Fischräucherei von Kerteminde gibt es Aal, Makrelen, Lachs und Hering.

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Des Kaisers neue Kleider, das hässliche Entlein, die Prinzessin auf der Erbse – wir kennen sie alle zumindest in groben Zügen, denn sie sind längst ins kollektive Gedächtnis übergegangen: die Märchen des Hans Christian Andersen. Über 150 solcher Geschichten hat der 1805 Geborene verfasst, viele davon haben Weltruhm erlangt und wurden in alle Sprachen übersetzt. Hans Christian Andersen gilt heute als der bedeutendste dänische Schriftsteller.

Wer auf Andersen-Spurensuche geht, kommt unweigerlich nach Odense. In der 150.000 Einwohner zählenden Stadt ist der spätere Märchenerzähler in eher ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen. Im Unterschied zu vielen anderen Dichtern konnte er seinen Ruhm aber schon zu Lebzeiten genießen; er starb im für damalige Verhältnisse hohen Alter von 70 in Kopenhagen.

Museum und Ampelmännchen

Odense auf der zwischen Seeland und Jütland eingezwängten Insel Fünen präsentiert sich dem Besucher ganz als Andersen-Stadt. Quer durch das Zentrum der nach dem altgermanischen Gott Odin benannten Stadt finden sich jede Menge Skulpturen, die eines der von Andersen verfassten Märchen zum Thema haben. Neben den eingangs erwähnten Storys darf hier natürlich auch die Meerjungfrau, der Zinnsoldat oder die Frau mit den Eiern nicht fehlen.

Zentrum der Andersen-Forschung und Darstellung ist das Andersens-Hus. In dem – an das Geburtshaus angebauten – modernen Museum wird nicht nur das Leben des Schriftstellers nachgezeichnet. Man widmet sich auch kleinen Details wie etwa seinem chronischen Zahnweh. Andersen wird freilich auch in den historischen Kontext seiner Zeit gestellt. Immerhin war er beispielsweise ja auch Zeitgenosse von Karl Marx und erlebte die industrielle Revolution hautnah mit.

Und weil die Dänen ein humorvolles Volk sind, gibt es auch sonst noch jede Menge Andersen in Odense: Seine Silhouette stand sogar Pate für die Männchen bei den Fußgängerampeln – grün der gehende, rot der stehende Andersen. Beide mit Zylinder, versteht sich.

Entspannte Stadtspaziergänge

Folgt man dem von der lokalen Touristeninformation empfohlenen Stadtspaziergang kann man neben Andersen auch gleich noch eine zweite Sehenswürdigkeit "mitnehmen". In der St. Knuds Kirke liegen im Keller die Gebeine von Dänemarks Nationalheiligem Knut IV. Der König war vor über 900 Jahren von aufständischen Bauern erschlagen worden, die gegen Zehent und Leibeigenschaft rebelliert hatten.

Natürlich ist auch die Hauptstadt Kopenhagen bei weitem nicht so hektisch wie andere Städte in Europa. Die Dänen stehen eben mehr auf Gemütlichkeit, auf ihr berühmtes "Hygge". Aber Hauptstadt bleibt Hauptstadt und so ist das kleine Odense noch um einige Stufen entschleunigter als Kopenhagen. Hier lässt es sich gemütlich durch die meist nur ein- bis zweigeschossigen Fachwerk-Gassen schlendern, irgendwo auf einen Kaffee oder ein Bier einkehren. Die Albani-Brauerei in Odensee braut jedenfalls einen hervorragenden Gerstensaft.

Wenn man dann bei einem Stadtspaziergang auf ein Haus trifft, wo an der Eingangstür ein Schildchen "Kig ind" verkündet, dann soll man eintreten. Einige Häuser nahe dem Marktplatz beim Andersen-Hotel wurden im Originalzustand belassen, man kann so sehen, wie die Menschen in früheren Zeiten in Dänemark gelebt hatten. Ein kleines Freilichtmuseum in der Stadt quasi.

Mutige Stadtplanung

Odense ist aktuell auch ein Beispiel dafür, was mutige Stadtpolitik bedeutet. Die ehemalige Durchzugsstraße durch das Zentrum wurde gesperrt und ist jetzt eine riesige Baustelle. Hier wird die ohnehin schon große Fußgängerzone deutlich erweitert, eine Tiefgarage errichtet und man baut eine neue Straßenbahn. 2020 soll das Projekt fertiggestellt sein. Dann soll es im Stadtzentrum nur mehr Fahrräder und Fußgänger geben.

Wer irgendwie Zeit findet: Die Insel Fünen ist ein ausgesprochenes Naturparadies und gilt nicht umsonst als Gemüsegarten Dänemarks. Eine Landpartie – bei gutem Wetter auch mit dem Rad – sollte im Zeitbudget unbedingt kalkuliert sein. Beispielsweise nach Nordosten in den kleinen Fischerort Kerteminde. Hier kann man am Hafen in der Fischräucherei frische Spezialitäten kaufen und sich danach in der Wärmestube direkt am Hafen bei Bier und einem Aquavit aufwärmen. (Thomas Neuhold, 7.11.2017)