Istanbul– Die Türkei will nach den Worten von Präsident Recep Tayyip Erdogan ein eigenes Auto auf den Markt bringen und damit einen lange gehegten Traum der Türken verwirklichen. Das Fahrzeug solle vollständig in der Türkei produziert werden und bis 2021 serienreif sein, sagte Erdogan am Donnerstag. Der Prototyp werde spätestens 2019 fahren. Ein Konsortium aus fünf Firmen, darunter der Mobilfunk-Betreiber Türkcell und der Mutterkonzern des TV-Geräte-Herstellers Vestel, sei mit der Produktion des türkischen Autos beauftragt worden. "Wir wollen keine Verzögerungen bei diesem Projekt und werden keine Verspätungen dulden", betonte Erdogan. Er werde der erste Kunde des neuen Autos sein und dafür auch zahlen.

In der Türkei lassen zahlreiche internationale Autokonzerne Fahrzeuge für den Export nach Europa fertigen. 2016 produzierten laut dem Automobilexportverband Uludag Toyota, Ford, Renault, Fiat, Honda und Hyundai über 1,1 Millionen Fahrzeuge in den türkischen Werken. Auch viele türkische Zulieferer arbeiten für internationale Konzerne.

Analysten zeigten sich wenig begeistert von Erdogans Plänen. Es sei eine gute Absicht, ein türkisches Auto zu bauen, aber das Konsortium sei in diesem Bereich unerfahren, sagte Cemal Demirtas vom Brokerhaus Ata Invest. Der Wettbewerb in dem Sektor sei im In- wie im Ausland hart.

Zum Konsortium gehören neben Türkcell und der Vestel-Mutter Zorlu Holding die Mischkonzerne Anadolu Holding, Kiraca Holding und das türkisch-katarische Unternehmen BMC Group. Nach anfänglichen Kursgewinnen brachen die Aktien der beteiligten Unternehmen zum Teil drastisch ein. So fielen die Papiere von Anadolu Isuzu, dem Autofabrikanten der Anadolu Holding, um acht Prozent. Die Aktien von Türkcell büßten 4,6 Prozent ein. Vestel-Titel gaben elf Prozent nach. (Reuters, 2.11.2017)