Foto: Alekseyev Central Hydrofoil Design Bureau/http://www.ckbspk.ru/

Russland plant im Rahmen seines Arktis-Programms, eine eigentlich als veraltet geltende Technologie wiederzubeleben. Schon in fünf Jahren sollen Prototypen des Ekranoplans Spasatel ("Retter") erste Flugtests absolvieren, der Produktionsbeginn ist für 2025 geplant. Die Zeitung "Iswestija" meldet, dass das Rüstungsbudget für 2018 bis 2025 Mittel für das Projekt bereithält.

Bodeneffektfahrzeuge wie der Spasatel sind effizienter als Flugzeuge und schneller als Boote: Sie gleiten auf einer Luftrolle, wie sie sich auch bei normalen Flugzeugen in Bodennähe bildet. Der Auftrieb ist dadurch größer als beim Flug in großen Höhen, außerdem entsteht unter dem Flügel keine Wirbelschleppe.

Russisches Ekranoplan im Einsatz.
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Russland hat jahrzehntelange Erfahrung mit der Technologie: 1966 startete erstmals das Ekranoplan KM (Korabl Maket / Schiffsmodell), das von US-Geheimdiensten wegen der auf Satellitenaufnahmen erkennbaren Beschriftung auf den Tragflächen als "Kaspisches Monster" bezeichnet wurde.

Das "Monster" ist gesunken

Die Erfindung des russischen Ingenieurs Rostislaw Alexejew, der auch die bekannten Meteor- und Raketa-Tragflügelboote konstruiert hatte, flog bis 1980, als sie durch einen Pilotenfehler nach dem Start abstürzte und versank.

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In Moskau kann man das Ekranoplan A-90 Orljonok (Adlerjunges) besichtigen.
Foto: AP/Ivan Sekretarev

Durch den Bodeneffekt benötigen die Fahrzeuge nur zum Start vollen Schub: Das "Kaspische Monster" hatte zehn Triebwerke, von denen acht im Reiseflug abgeschaltet werden konnten.

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Auch der Iran baut Bodeneffektfahrzeuge, die aber im Gegensatz zu den russischen Modellen auf Entwürfen des deutschen Konstrukteurs Alexander Lippisch basieren.
Foto: AP/Vahid Reza Alaei

Das neue Modell soll bei einem Gewicht von knapp 600 Tonnen durch eine Erhöhung der Spannweite von 40 auf 71 Meter auch den konventionellen Flugbetrieb ermöglichen und auch auf dem Festland starten und abheben können, falls es mit einem zusätzlichen Fahrwerk ausgestattet wird.

Windkanaltests

Modelle des Spasatel wurden laut "Iswestija" bereits im Windkanal des Zentralen Aerohydrodynamischen Instituts in Schukowski bei Moskau getestet. Die Triebwerke soll die Firma Kusnezow aus Samara liefern.

Ein Modell des Spasatel bei der Fachmesse Hydroaviasalon, September 2016.

Russlands Marine kämpft mit Budgetproblemen: Die Erhaltung der bestehenden Schiffe ist kaum zu finanzieren, und viele Altlasten aus Sowjetzeiten rosten in sibirischen Häfen vor sich hin. Für die Absicherung der Herrschaftsansprüche in der Arktis wurden allerdings Millionen ausgegeben: Im April besuchte Präsident Wladimir Putin die neu errichtete Station "Arktisches Kleeblatt" auf der Insel Alexandraland.

Die russische Arktisstation beherbergt eine 150-köpfige Besatzung.
Foto: Russisches Verteidigungsministerium/Mil.ru./cc 4.0

Die Reichweite von mehreren tausend Kilometern soll es dem Spasatel ermöglichen, entlegene Stützpunkte wie das "Kleeblatt" schneller als Schiffe, aber billiger als Transportflugzeuge zu erreichen. Durch die geringe Flughöhe sind Ekranoplane für feindliches Radar schwer auszumachen, Seeminen stellen trotzdem keine Gefahr dar. (bed, 3.11.2017)