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Russische Hacker sollen interne Infos gestohlen und Falschmeldungen verbreitet haben

Foto: APA/AFP/Getty/Wong

Die US-Justiz hat laut einem Zeitungsbericht mehr als sechs russische Regierungsmitarbeiter identifiziert, die an den Hackerangriffen während des US-Präsidentschaftswahlkampfs beteiligt gewesen sein sollen.

Die Ermittler hätten Beweismaterial über diese Verdächtigen zusammengetragen und könnten möglicherweise im kommenden Jahr formale Beschuldigungen gegen sie erheben, berichtete am Donnerstag die Zeitung "Wall Street Journal" unter Berufung auf Insider. Die Namen der Verdächtigen wurden nicht genannt.

Die Hacker aus dem russischen Geheimdienst- und Militärapparat sollen dem Bericht zufolge an der Cyberattacke auf die Parteizentrale der US-Demokraten im vergangenen Jahr verwickelt gewesen sein.

Die Cyberpiraten erbeuteten dabei Mailverkehr, der dann auf der Enthüllungsplattform Wikileaks veröffentlicht wurde. Die Mails enthielten für die Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton unangenehme Interna. Clinton macht die mutmaßlichen russischen Einmischungen für ihre überraschende Wahlniederlage gegen Donald Trump mitverantwortlich.

US-Geheimdienste von Manipulation überzeugt

Die US-Geheimdienste waren bereits im Vorfeld der Wahl im November 2016 zu dem Schluss gelangt, dass die russische Regierung hinter den Hackerangriffen steckt, von denen auch Clintons Wahlkampfmanager John Podesta betroffen war. Sie haben aber bislang keine detaillierten Informationen dazu veröffentlicht, wie sie zu diesem Schluss gelangten.

Die mutmaßlichen russischen Interventionen werden vom früheren Chef der Bundespolizei FBI, Robert Mueller, untersucht. Das Justizministerium setzte ihn als Sonderermittler ein. Auch mehrere Kongressausschüsse nehmen die russische Rolle im US-Wahlkampf unter die Lupe. In den Untersuchungen geht es vor allem auch darum, ob es Absprachen zwischen Moskau und Trumps Wahlkampfteam über die mutmaßlichen russischen Eingriffe gab.

Anklage erhoben

Auf Antrag Muellers wurde inzwischen gegen drei frühere Mitarbeiter des Trump-Teams Anklage erhoben, darunter gegen den früheren Kampagnenchef Paul Manafort. Die russische Regierung bestreitet unterdessen weiterhin jegliche Intervention bei den US-Wahlen. Auch Trump hat wiederholt angezweifelt, dass Moskau hinter den Hackerangriffen steckt. Die ganze Affäre bezeichnet er als gigantische "Hexenjagd", die vom Versagen Clintons und der Demokraten im Wahlkampf ablenken solle.

Das mögliche Vorgehen der US-Justiz gegen russische Regierungsmitarbeiter würde der Affäre eine zusätzliche Dimension verleihen. Formale Beschuldigungen, wie sie laut "Wall Street Journal" inzwischen erwogen werden, sind im US-Justizwesen die Vorstufe einer Anklageerhebung.

Zwar sei es "höchst unwahrscheinlich", dass die betroffenen russischen Regierungsmitarbeiter von den US-Behörden festgenommen werden könnten, sagten mit den Untersuchungen vertraute Insider dem Blatt. Allerdings könne ihnen durch die juristische Verfolgung das Reisen erschwert werden. (APA, 2.11.2017)