Toulouse – Kehrtwende beim Flugzeugbauer Airbus, von dem Österreich seine Eurofighter hat: Der Nachfolger des in der Szene legendären Verkaufschefs John Leahy soll laut Insidern nun doch von außen kommen. Vorstandschef Tom Enders wolle damit inmitten der Affäre um den Einsatz von Mittelsmännern für Flugzeugaufträge ein Signal für einen Neuanfang setzen, sagten mit den Plänen vertraute Personen am Donnerstag.

Ein Airbus-Sprecher sagte, der europäische Flugzeugbauer kommentiere Personalangelegenheiten nicht. Bisher galt Leahys Stellvertreter Kiran Rao als Kandidat für dessen Nachfolge. Er bestätigte aber im Gespräch mit Reuters, dass er sich nicht mehr um den Posten bewerben und sich stattdessen um die Produktstrategie von Airbus kümmern werde. Das war bisher schon die zweite Aufgabe des 53-Jährigen. In die Affäre verwickelt sei er aber nicht, sagten die Insider.

Nachfolger offen gelassen

Enders hatte vor kurzem intern Leahys erwarteten Abschied zum Jahresende verkündet, den Nachfolger aber offen gelassen. Der 67 Jahre alte New Yorker steht seit 1994 an der Spitze der Vertriebs-Organisation von Airbus, zuvor hatte er den US-Markt für den europäischen Flugzeugbauer aufgerollt. In dieser Zeit hat der Amerikaner mehr als 15.500 Flugzeuge zum Listenpreis von 1,7 Billionen Dollar verkauft – so viel wie kein anderer in der Branche.

Als aussichtsreicher Kandidat für Leahys Nachfolge gilt nun der Chef des Regionalflugzeugbauers ATR, Christian Scherer. ATR gehört zu 50 Prozent Airbus. Scherer war bei Airbus vorher für die Strategie in der zivilen Luftfahrt verantwortlich. Enders sehe sich aber auch bei Zulieferern wie dem britischen Triebwerkhersteller Rolls-Royce nach Kandidaten für den Posten um, hieß es. (APA/Reuters, 2.11.2017)