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Die US-Geheimdienste kamen ebenso wie private IT-Firmen zu dem Fazit, dass russische Spione hinter weltweitem Hacking stecken

Foto: AP/Elswick

Die Angriffe gegen US-Demokraten sollen nur einen geringen Teil der digitalen russischen Spionageaktivitäten ausgemacht haben. Das berichtet die US-Nachrichtenagentur AP, die eine Datenbank von tausenden russischen Zielen erstellt hat. In die Analyse flossen 19.000 schadhafte Links, abgefangene E-Mails sowie Interviews mit Betroffenen ein.

Neben den USA wurden vor allem Personen und Organisationen in der Ukraine, Georgien, Syrien und in Russland selbst angegriffen. Im eigenen Land richteten sich die Spionageoperationen gegen Oppositionelle – etwa die Punkband Pussy Riot; im Ausland wurden hingegen Diplomaten, Journalisten, Politiker und Beschäftigte in der Rüstungsindustrie anvisiert.

Kein 400 Pfund-Hacker

"Wenn man nicht Russland ist, wäre es eine gigantische Zeitverschwendung, diese Personen zu hacken", sagte der Russland-Experte Michael Kofman vom Woodrow Wilson International Center zu AP. US-Präsident Donald Trump hatte im Wahlkampf noch gemeint, die US-Demokraten hätten ja auch von einem Hacker angegriffen worden sein, "der 400 Pfund wiegt und in seinem Bett sitzt". Das darf stark in Zweifel gezogen werden.

Die Nachrichtenagentur gibt an, dass sechs Mitarbeiter rund acht Wochen gebraucht hätten, um die Liste an Zielen zu analysieren. Bei einem erfolgreichen Zugriff auf die E-Mails würde es massive Ressourcen brauchen, um die Daten einordnen zu können – ganz abgesehen von Sprachkenntnissen, etwa Arabisch bei Zielen in Syrien. Allein für die Erstellung der Liste sind enorme geopolitische Kenntnisse nötig.

Viele Indizien

Ob Russland tatsächlich hinter den Spionageaktivitäten steckt, lässt sich nicht verifizieren. Hacker können ihre Angriffe verschleiern, die Nachverfolgung an einen "Ort" ist nahezu unmöglich. Doch es gibt viele Indizien für ein russisches Engagement – angefangen von der Tatsache, dass die meisten schadhaften Links zur russischen Arbeitszeit verschickt wurden. Die Liste an Zielen lässt außerdem mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit auf russische Geheimdienste als Urheber schließen.

Propaganda

Abgefangene E-Mails wurden etwa im US-Wahlkampf als Propaganda-Element verwendet. So tappte John Podesta, Kampagnenchef von Hillary Clinton, in eine russische Falle – daraufhin konnte sein E-Mail-Konto von Hackern komplett eingesehen werden. Seine Nachrichten wurden in den folgenden Monaten scheibchenweise publiziert.

Andere große Geheimdienste betreiben natürlich ähnliche Spionage. So enthüllte der ehemalige NSA-Mitarbeiter Edward Snowden vor vier Jahren, dass US-Geheimdienste zahlreiche Ziele weltweit ausgespäht hatten. Auch chinesische Behörden sollen immer wieder in Hacking-Aktivitäten verwickelt sein, ihr Ziel ist besonders die US-Rüstungsindustrie. (fsc, 3.11.2017)